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Aktuelle Forschung

Was wäre, wenn ich jetzt springen würde? Das High-Place-Phänomen

5. August 2021 By Constanze Leave a Comment

Achtung, es folgt eine komische Frage: Kennst du das? Du stehst auf einer Brücke, siehst nach unten und dir schießt der Gedanke durch den Kopf: Was wäre, wenn ich jetzt springen würde? Oder im Auto, auf der Landstraße und plötzlich der Gedanke: Nur eine kurze Bewegung des Lenkrads und ich würde gegen einen Baum fahren.

Tatsächlich haben diese Impulse einen Namen. Man nennt sie „the call of void“, zu Deutsch „der Ruf der Leere“ oder auch „The high place phenomenon“ auf Deutsch das „Höhen-Phänomen“. Sind das Selbstmord-Phantasien? Ist das ein Hinweis darauf, dass man suizidale Tendenzen hat?

Die Höhen-Phänomen-Gedanken sind kein Grund zur Sorge

Zuerst einmal Entwarnung: Nein, solche Gedanken sind nicht krank oder gefährlich, sondern normal. In einer der wenigen Studien dazu konnten Forschende um die Psychologin Jennifer Hames feststellen, dass mehr als die Hälfte der 431 Befragten bereits solche Gedanken gehabt hatten. Erfasst wurde dies mit folgenden drei Fragen:

  • Frage 1) Wenn Sie am Rande eines hohen Gebäudes stehen oder über eine Brücke gehen, hatten Sie schon einmal den Drang zu springen? Wie oft ist das in Ihrem Leben passiert?
  • Frage 2) Wenn Sie ein hohes Gebäude sehen oder auf einer Brücke gehen, haben Sie dann jemals daran gedacht, wie es wäre, von dort herunterzuspringen? Wie oft ist das in Ihrem Leben passiert?
  • Frage 3) Wenn Sie sich in einem hohen Gebäude befinden, haben Sie sich schon einmal vorgestellt, aus einem Fenster zu springen? Wie oft ist das in Ihrem Leben passiert

Menschen, die Angst-sensitiver sind, haben mehr dieser Gedanken

Zudem wollten die Wissenschaftler:innen herausfinden, ob es einen Zusammenhang zwischen derartigen Gedanken, Depressionen, Selbstmordgedanken, Angst-Sensitivität und Stimmungsschwankungen gibt.  Die Ergebnisse zeigten, dass es nur einen ganz leichten Zusammenhang mit dem Auftreten von Selbstmordgedanken und Depressionen gab.

Darüber hinaus fanden die Forschenden heraus, dass es einen deutlichen positiven Zusammenhang zwischen Angst-Sensitivität und Hohen-Phänomen-Gedanken gibt. Das bedeutet, dass Probanden, die empfindlicher auf Angst-bedingte Symptome wie Herzrasen, Schweißausbrüche und Schwindel reagieren, anfälliger für Höhen-Phänomen-Gedanken waren. Ähnliche Ergebnisse konnten in einer recht aktuellen Untersuchung Bochumer Wissenschaftler:innen gefunden werden (Teisman et al., 2020).

Ein Warnsystem unseres Gehirns

In ihrem abschließenden Urteil waren sich die Forschenden einig: Der Wunsch in die Tiefe zu springen ist kein Hinweis auf eine Todessensucht, sondern ein kontra-intuitiver Indikator für großen Überlebenswillen. Der Gedanke „was wäre, wenn“ ist eine Art Warnhinweis des Gehirns, der uns auf potentielle Gefahren hinweist. Sie sollen uns motivieren, uns in Sicherheit zu bringen, einen Schritt  von der Brüstung zurückzutreten, in der Mitte der Brücke zu gehen und das Lenkrad ruhig zu halten. Somit kein Grund zur Sorge, sondern ein cleverer Mechanismus unseres Gehirns.

Und noch ein Hinweis: Wenn Du von Suizidgedanken betroffen bist, kontaktier doch die Telefonseelsorge (telefonseelsorge.de), gerne auch anonym. Unter der kostenlosen Hotline 0800-1110111 oder 0800-1110222 erhältst Du Hilfe von Berater:innen, die schon in vielen Fällen Auswege aus schwierigen Situationen aufzeigen konnten.

Literatur

Hames, J.L., Ribeiro, J.D., Smith, A.R., & Joiner Jr., T.E. An urge to jump affirms the urge to live: An empirical examination of the high place phenomenon. Journal of Affective Disorders 136, 1114-1120 (2012).

Teismann, T., Brailovskaia, J., Schaumburg, S., & Wannemüller, A. (2020). High place phenomenon: prevalence and clinical correlates in two German samples. BMC psychiatry, 20(1), 1-7.

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Pssst… die Psychologie der Geheimnisse

31. Januar 2021 By Constanze Leave a Comment

Kannst du ein Geheimnis für dich bewahren? Klar! Du musst mir versprechen, dass du es niemandem sagst, versprochen? Versprochen!

Diesen Dialog hat wohl ein jeder von uns schon mal so oder so ähnlich geführt. Denn im Schnitt trägt eine Person 13 Geheimnisse mit sich herum, davon teilen wir fünf mit niemandem. Bei den restlichen acht ist zumindest eine Person eingeweiht. Woher weiß man das so genau? Wer zählt denn die Geheimnisse anderer Menschen? Michael Slepian tut das!

Er ist Professor an der Columbia Business School in New York und in tausende von Geheimnisse eingeweiht. Es ist sein Job, Menschen nach ihren Geheimnissen zu fragen, denn er erforscht, was Menschen lieber für sich behalten und was das mit ihnen macht.

 

Geheimnisse drehen sich oft um Liebe und Finanzen

In seinen Studien konnte Michael Slepian feststellen, dass sich die Geheimnisse, die Menschen auf der Seele brennen, in 38 Kategorien einteilen lassen. Am häufigsten wurden Geheimnisse genannt, die sich um die Themen heimliche Liebe, Finanzen, sexuelle Vorlieben und Gedanken an eine andere Person als den Partner*in drehten. Die vollständige Liste aller Kategorien findet sich hier. Die am häufigsten genannten Gründe für die Geheimhaltung waren die Angst nach der Offenlegung schlecht dazustehen und kritisiert zu werden, der Wunsch Konflikte vermeiden zu wollen, die Angst eine Beziehung zu gefährden und das Streben nach Zugehörigkeit und Akzeptanz (Slepian, Chun, & Mason, 2017).

Geheimnisse können eine Last sein

Kinder lieben Geheimnisse, vor allem schöne, spannende und fantastische Geheimnisse. Für sie sind Geheimnisse ein wichtiges Werkzeug, um ihre eigene Identität zu finden. Es sind erste kleine Schritte hin zu eigenen Freiräumen und einem sich Abgrenzen von den Eltern. Wenn es sich aber um unschöne Geheimnisse handelt, die Angst- und Schuldgefühle erzeugen, ist es extrem wichtig, dass sie sich jemandem anvertrauen können. Ganz ähnlich ist das bei Erwachsenen.

In einer spannenden Serie von Studien untersuchte Michael Slepian und seine Kollegen über 11.000 Geheimnisse. Dabei konnten sie feststellen, dass es Menschen erheblich belastet, wenn sie ein Geheimnis für sich behalten müssen. Interessanterweise nicht, weil sie das Geheimnis in bestimmten Situationen aktiv verbergen mussten, sondern weil sie im Alltag – ob sie es wollten oder nicht – immer wieder an das Geheimnis denken mussten. Dieses Grübeln ist anstrengend und hat negative Auswirkungen auf das psychisches und auch physisches Wohlbefinden (Slepian, Greenaway, Masciampo, 2020).

Bei Geheimnissen gilt: Geteiltes Leid ist halbes und doppeltes Leid

Tatsächlich gibt es empirische Studien, die zeigen, dass sich das psychische und physische Wohlbefinden steigert, wenn man Geheimnisse mit Menschen teilt, die einem nahestehen. Außerdem konnte man feststellen, dass sich die Beziehung zwischen zwei Personen intensiviert, wenn einer den anderen ins Vertrauen zieht (Slepian & Moulton-Tetlock, 2019). Das klingt erst mal gut, allerdings hat das ganze auch eine Schattenseite, denn mit dem Geheimnis gibt man auch die Belastung weiter (Slepian & Greenaway, 2018).

Teilen oder nicht teilen? Teilen!

Wenn es niemandem gibt, mit dem wir unser Geheimnis teilen können oder wollen, dann gibt es immer noch die Option, es sich von der Seele zu schreiben, denn auch das hilft nachweislich. Allen, denen es nicht reicht seine Gedanken für sich aufzuschreiben, für die gibt es immer noch das Internet. Man kann beispielsweise anonym auf der Plattform PostSecret kleine und größere Geheimnisse teilen und soziale Unterstützung finden. Die spannendsten Geheimnisse wurden mittlerweile sogar als Buch veröffentlicht. Geheimnisse, die laut Buchbeschreibung heiter, rührend und manchmal auch verstörend sind und nebenbei das tröstliche Gefühl geben, dass man nicht der oder die Einzige ist, der oder die was zu verheimlichen hat.

 

Literatur

Slepian, M. L., Chun, J. S., & Mason, M. F. (2017). The experience of secrecy. Journal of Personality and Social Psychology, 113(1), 1.

Slepian, M. L., & Greenaway, K. H. (2018). The benefits and burdens of keeping others‘ secrets. Journal of Experimental Social Psychology, 78, 220-232.

Slepian, M. L., Greenaway, K. H., & Masicampo, E. J. (2020). Thinking through secrets: Rethinking the role of thought suppression in secrecy. Personality and Social Psychology Bulletin, 46(10), 1411-1427.

Slepian, M. L., & Moulton-Tetlock, E. (2019). Confiding secrets and well-being. Social Psychological and Personality Science, 10(4), 472-484.

 

 

 

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Social Distancing – ein psychologischer Blick aufs Abstandhalten

6. Dezember 2020 By Constanze Leave a Comment

Seit gut 10 Monaten heißt es für uns im Alltag: Abstand halten! Bitte mindestens eineinhalb Meter und es ist erstaunlich, wie gut wir uns daran gewöhnt haben. Im Januar hätte wohl noch keiner geglaubt, dass sich Politiker mit Ghetto-Faust begrüßen. Mittlerweile ist der Gedanke, auf Abstand zu bleiben, vielen schon so in Fleisch und Blut übergegangen, dass es sich oft schon sehr falsch anfühlt in einer Serie oder einem Film, Charakteren dabei zuzuschauen, wie sie sich um den Hals fallen oder auf Festivals in Menschenmaßen tanzen. Unsere persönliche Distanzzone hat sich verändert.

Der peripersonale Raum ist abhängig von Kontext und subjektivem Empfinden

Die Psychologie nennt diese Distanzzone „peripersonalen Raum“. Dieser verändert sich je nach Kontext und subjektivem Empfinden und wird unterbewusst berechnet. Sieht man von der aktuellen Situation ab, ist dies für die meisten Menschen der Raum einen halben bis einen Meter um einen selbst herum.

Wie es sich anfühlt, wenn diese persönliche Distanz nicht gewahrt werden kann, kennt jeder. Wenn man zum Beispiel im Kino während des Films auf die Toilette gehen möchte und sich an allen Personen in der Reihe vorbeidrücken muss, fühlt sich das für die meisten Menschen unangenehm an. Dafür gibt es mindestens zwei Gründe: Erstens stört man die Anderen beim Film schauen und zweitens ist es für die meisten Menschen unangenehm, sich an anderen Menschen eng vorbeizubewegen, vor allem wenn es sich um Fremde handelt. Das liegt daran, dass sie bei diesem engen Vorbeigehen die peripersonalen Räume der Personen überschneiden. Die Berechnung passiert so weit unterhalb der Oberfläche, dass man sie erst wahrnimmt, wenn etwas schief geht.

Der Gebrauch von Werkzeugen hat einen Einfluss auf die Größe des peripersonalen Raums

Forscher der Universität Oxford (Holmes & Spence, 2004) entdeckten, dass auch Affen einen peripersonalen Raum haben. In Studien mit Affen konnte gezeigt werden, dass sich der peripersonale Raum erweitert, wenn die Affen ein Werkzeug, wie zum Beispiel einen Stock, benutzen durften, um an Futter heranzukommen (Iriki, Tanaka & Iwamura, 1996). Interessant wäre nun zu wissen wie das Tragen von Werkzeugen, die zu unserem Schutz dienen – aktuell z.B. das Tragen von Atemschutzmaßnahmen oder Face Shields, den peripersonalen Raum beeinflusst. Wird er dadurch vielleicht sogar kleiner? Eine aktuelle Studie deutet auf das Gegenteil hin.

Wer Maske trägt, hält mehr Abstand zu anderen Menschen  

Aktuell herrscht für circa zwei Drittel der Menschheit Maskenpflicht im öffentlichen Raum. Massimo Marchiori, ein italienischer Computerwissenschaftler, wollte in einer Versuchsreihe in einem Einkaufszentrum herausfinden, ob Menschen mit Maske mehr oder weniger Abstand halten.* Tatsächlich zeigt die Auswertung von über 12.000 Begegnungen, dass Menschen mit Maske circa 30 cm mehr Abstand halten als Menschen ohne Maske. Er erklärt dieses Ergebnis damit, dass der Anblick maskentragender Menschen die Leute daran erinnert, dass Abstand halten dazu beiträgt, sich selbst und andere zu schützen.

Das Tragen von Masken verhindert also offensichtlich nicht nur, dass potentiell infektiösen Tröpfchen beim Husten und Sprechen in die Umwelt geraten, sondern verändert auch unser Verhalten hin zu mehr Sicherheit. Ein Ergebnis das Mut macht.

 

Literatur

  • Hall, E. T. (1966). The hidden dimension.New York: Doubleday.
  • Holmes, N. P., & Spence, C. (2004). The bodyschema and multisensory representation (s) of peripersonal space. Cognitive Processing, 5(2), 94-105.
  • Iriki, A., Tanaka, M., & Iwamura, Y. (1996). Coding of modified bodyschema during tool use by macaque postcentral neurones. Neuroreport, 7(14), 2325-2330. doi: 10.1097/00001756-199610020-00010
  • Marchiori, M. (2020, 6. December). COVID-19: The Social Distancing Paradox.https://www.math.unipd.it/~massimo/covid/social-distancing-paradox.html*

 

* Die Ergebnisse dieser Studien sind aktuell auf der Homepage des Forschers veröffentlicht und wurden noch nicht in einem peer-reviewed Journal abgedruckt.

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Daheim ist es (nicht immer) am schönsten

17. April 2020 By Constanze Leave a Comment

Dieser Beitrag wurde von zu Hause aus geschrieben. Nicht ungewöhnlich, handelt es sich bei dem Blog doch um ein Hobby. Ungewöhnlich ist, dass ich aktuell auch zu Hause arbeite, Sport mache, online an Yoga-Stunden teilnehme und auch Freunde treffen bzw. After-Work-Events zu Hause bzw. richtigerweise online stattfinden. Die Welt bleibt zu Hause und das schon seit mehreren Wochen. Die Tage scheinen zu verschwimmen und langsam schlägt es dem ein oder anderen aufs Gemüt. Aber warum ist das so? Wie oft wünschen wir uns sonst in stressigen Zeiten, dass wir einfach mal nur zu Hause sein wollen.

Die psychologischen Grundbedürfnisse

Eine psychologische Theorie, die Selbstbestimmungs-Theorie (engl. Self-Determination Theory oder kurz SDT) hilft, besser zu verstehen warum das aktuelle Zuhause-Sein manchmal hart fallen kann. Diese Theorie postuliert, dass der Mensch drei psychologische Grundbedürfnisse hat: Diese sind die Bedürfnisse nach Kompetenz, nach sozialer Eingebundenheit und nach Autonomie. Nur wenn für alle drei gesorgt ist, geht es uns gut. Wie sieht es mit diesen Bedürfnissen aktuell aus?

Arbeit ist prima

Für viele Menschen ist derzeit die veränderte Arbeitssituation eine sehr große Umstellung. Viele arbeiten von zuhause aus, müssen nebenbei noch Kinder betreuen und sich in digitale Schulangebote einfuchsen, befinden sich in Kurzarbeit oder können vielleicht gar nicht mehr ihrem Job nachgehen. Arbeit ist eigentlich eine prima Sache. Neben einem festen Lohn, strukturiert sie den Tag, bietet ein soziales Netzwerk und erlaubt (hoffentlich) Kompetenzerleben. Fällt das alles weg oder ist nur eingeschränkt möglich, kann Langeweile einkehren und damit können wir Menschen gar nicht gut umgehen.

Stromstoß gegen Langeweile

In einer interessanten Serie von Experimenten stellten amerikanische Wissenschaftler (Wilson et al., 2014) die scheinbar simple Aufgabe sich in einem leeren Raum zu setzten und 15 Minuten nichts zu machen. Es gab keinerlei Gegenstände zur Ablenkung, allerdings die Möglichkeit sich – per Knopfdruck – einen elektrischen Schlag zu verpassen. Das Ergebnis war durchaus erstaunlich: Ein Viertel aller weiblichen und zwei Drittel aller männlichen Probanden verpassten sich innerhalb der 15 Minuten mindestens einen Elektroschock. Aus Langeweile. Alle Versuchsteilnehmer hatten vor Beginn des eigentlichen Experiments einen kleinen Stromstoß bekommen und angegeben, dass sie lieber fünf Dollar zahlen würden, als diese Erfahrung noch einmal zu machen.

Gestalte deinen Tag

Wie kann man nun möglichst glücklich durch die aktuelle Zeit kommen? Das Zauberwort heißt Struktur. Die eigenen Tage gestalten (Stichwort Autonomie), persönlich Highlights planen und jeden Tag dadurch zu etwas Besonderem machen. Sei es der FaceTime Anruf bei einem lieben Menschen, ein tolles Abendessen, endlich wieder Klavierspielen, der Spaziergang im Sonnenschein oder einem Online-Live-Konzert lauschen.

Wer aktuell von zu Hause aus arbeitet, sollte versuchen mit den Kollegen auch im informellen Kontakt zu bleiben. Dinge wie das kurze Gespräch an der Kaffeemaschine fallen weg und dadurch fehlt sozialer Kit (Stichwort soziale Eingebundenheit). Genauso wichtig ist es dafür zu sorgen, weiterhin Rückmeldung auf seine Arbeit zu bekommen (Stichwort Kompetenzerleben). Die aktuellen Herausforderungen im Alltag sind oft noch ungewohnt, aber für vieles davon gibt es (kreative) Lösungen. In diesem Sinne: Viel Spaß zu Hause!

 

Literatur

Richard M. Ryan, & Edward L. Deci (2000): Self-Determination Theory and the Facilitation of Intrinsic Motivation, Social Development, and Well-Being. In: American Psychologist 55, 68–78.

Wilson, T. D., Reinhard, D. A., Westgate, E. C., Gilbert, D. T., Ellerbeck, N., Hahn, C., … & Shaked, A. (2014). Just think: The challenges of the disengaged mind. Science, 345(6192), 75-77.

 

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Mit Helm und ohne Gurt – Kartenspielen für die Wissenschaft

8. Dezember 2019 By Constanze Leave a Comment

Hier kommt Kurt. Ohne Helm und ohne Gurt. Einfach Kurt. Wenn Kurt – der Draufgänger – gewusst hätte, welchen positiven Effekt das Tragen eines Helms hätte, würde diese Songzeile sicher anders lauten. Psychologen der Universität Jena und der Universitiy of Victoria in Kanada konnten in einem Experiment zeigen, dass sich Probanden, die einen Fahrradhelm tragen, sicherer fühlen. Dies gilt auch in Situationen, in denen der Helm völlig nutzlos ist, wie z.B. bei einem Karten-Glücksspiel.

Kartenspielen im Labor

Die Psychologen um Barbara Schmidt ließen 40 Probanden ein Karten-Spiel am Computer spielen. Die Versuchsteilnehmer konnten bei jedem Zug zwischen einer Variante mit hohem Risiko und einer Variante mit niedrigem Risiko wählen. Alle Teilnehmer trugen während des Spiels EEG-Hauben um die Gehirnaktivität aufzuzeichnen. Die Hälfte der Probanden trug zusätzlich einen Fahrradhelm, angeblich um die EEG-Haube zu stabilisieren.

Spannenderweise unterschied sich die neuronale Aktivität der Helmträger von den Spielern, die keinen Helm auf hatten. Die Fahrrad-Helm-Gruppe zeigte signifikant weniger „Frontal Midline Theta Power“, eine spezifische Art der Gehirnaktivität, die mit dem Abwägen von Alternativen zu tun hat und daher klassischerweise beim Finden von Entscheidungen zu beobachten ist. Diese Unterschiede schlugen sich auch im Spielverhalten nieder. Die Gruppe mit Helm, spielte risikoreicher als die Vergleichsgruppe ohne Fahrradhelm.

Um auszuschließen, dass die Unterschiede in der Spielweise aus der Zusammensetzung der zufällig eingeteilten Gruppen herrührten, überprüften die Forscher, ob sich die Teilnehmer hinsichtlich ihrer generellen Ängstlichkeit unterschieden und ob sie vergleichbar viel Fahrrad fuhren. Beides war zufällig auf die Gruppen verteilt.

Rambo-Radler dank Helm?

Was heißt das nun übertragen auf den Alltag? Äußerst beachtlich ist, dass eine kleine Intervention wie das Tragen eines Fahrradhelms tatsächlich Gehirnaktivität beeinflussen kann. Will man es positiv formulieren ist es super, dass einem ein Helm ein solches Gefühl der Sicherheit gibt. Negativ gesehen, werfen die Ergebnisse dieser Studie die Frage auf, ob Radfahrer mit Helm risikoreicher fahren, da sie sich sicherer fühlen. Aufgrund der Ergebnisse dieser einen Studie wäre es töricht diese Frage mit „ja“ zu beantworten. Risikoverhalten beim Kartenspielen kann nicht einfach auf das Verhalten im Straßenverkehr übertragen werden. Bis es auch dafür Forschungsergebnisse gibt, gilt zweierlei. Erstens, immer mit Helm radeln, denn das gibt ein gutes Gefühl (und schützt!) und zweitens, auch mit Helm schön aufpassen und nicht übermütig werden.

 

Literatur

Schmidt et. al. (2019): Wearing a bike helmet leads to less cognitive control, revealed by lower frontal midline theta power and risk indifference, Psychophysiology, doi: https://doi.org/10.1111/psyp.13458

 

 

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Haben Dinge eine Seele?

6. Januar 2019 By Constanze Leave a Comment

Oder warum Ausmisten oft so schwerfällt

Auch wenn ich wenig von Neujahrsvorsätzen halte, so ganz heimlich nehme ich mir doch manchmal etwas vor, z.B. weniger Plastik-Müll zu produzieren, minimalistischer zu leben oder besser Ordnung zu halten. Damit scheine ich nicht alleine zu sein. Pünktlich zum Neustart in 2019 hat Netflix eine neue Serie veröffentlicht „Aufräumen mit Marie Kondō“. Marie Kondō ist Profi-Aufräumerin. Ja, diesen Job gibt es. Sie hat ihn sozusagen selbst geschaffen. 2011 hat sie ihr erstes Buch The Life-Changing Magic of Tidying: A simple, effective way to banish clutter forever veröffentlicht und verspricht dabei mit Aufräumen Leben zu verändern. Das schien mir zuerst ein ähnlich fader Trick wie der Versuch von Müttern ihren Kindern Rosenkohl als kleine Fußbälle in Gemüseform näher zu bringen.

Verabschiede dich von Dingen, die dir keine Freude bringen

Marie Kondōs Maxime ist es nur Dinge zu behalten, die einem Freude bereiten. Sie sagt, es gehe nicht darum schonungslos Sachen auszusortieren, sondern die Dinge zu identifizieren, an denen man wirklich Freude hat. Daran musste ich denken als ich neulich meine Socken-Schublade aussortiert habe. Liebe Glitzersocken, ja, euch mag ich, ihr bringt mir Freude, genauso wie eure Kollegen mit den Punkten. Anders sieht es mit den seltsamen Kniestrümpfen aus, die ich noch nie wirklich mochte. Also weg damit. Halt, nicht so schnell. Frau Kondō rät sich von den auszusortierenden Gegenständen zu verabschieden. Dabei sei es wichtig sich dafür zu bedanken, dass die Dinge ihren Job getan haben wie z.B. die Füße warmgehalten haben. Klingt erstmal seltsam, aber Animismus(= das Beseelen von Dingen) ist in Japan ganz selbstverständlich.

Dinge haben eine Seele.

Dinge haben eine Seele. Das denken nicht nur Japaner, sondern auch die meisten Kinder sind davon überzeugt, dass es sich bei Objekten nicht nur um reproduzierbare Güter handelt. Die Psychologen Bruce Hood und Paul Bloom konnten das in einem cleveren Experiment nachweisen.

Sie präsentierten Kindern im Alter zwischen drei und sechs Jahren zunächst ihre „Kopiermaschiene“ (siehe Abb. 1) und zeigten ihnen was die Maschine Tolles kann. Legt man in die eine Kiste eine Tasse, macht die Klappe zu, lässt die Lämpchen blinken und wartet kurz, kann man – oh Wunder – aus der zweiten Kiste eine identische Tasse entnehmen. Die Kinder fanden das großartig und wussten natürlich nicht, dass die Wissenschaftler bereits eine Tasse in Kiste zwei versteckt hatten.

Die Kinder hatten jeweils Gegenstände mitzubringen, die sie gerne hatten, z.B. eine Kuscheldecke. Als Hood und Bloom nun die geliebten Gegenstände in die Kopiermaschiene legten, protestierten ein Viertel der Kinder und den neuen Gegenstand – anstatt des alten – mit nach Hause nehmen, wollte kaum jemand. Sie wollten IHRE Dinge zurück, auch wenn die schon angeschmuddelt oder abgenutzt waren.

 

Abb. 1. Die Kopiermaschiene von Hood und Bloom, Foto aus Hood & Bloom (2008)

 

Die geteilte Haarbürste

Eine Gruppe amerikanischer Wissenschaftler um Carol Nemeroff und Paul Rozin fragten ihre Versuchsteilnehmer wie es sich anfühlen würde eine fremde Haarbürste zu benutzen. Dabei erklärten sie den Studienteilnehmern entweder, dass die Bürste bereits von einem engen Freund, vom Partner oder der Partnerin benutzt worden wäre oder gar von einer Person, die man unsympathisch oder unappetitlich findet. Natürlich sei die Bürste vor der Übergabe gründlich gereinigt und desinfiziert worden.

War die gereinigte Bürste angeblich vorher von einem Freund oder Partner benutzt worden, beurteilten die Studienteilnehmer die Erfahrung als neutral. Ganz anders sah das aus, wenn die Bürste vorher angeblich von einer ungeliebten Person benutzt worden war. Dies wurde als hoch aversiv beurteilt.

Nun drehten die Wissenschaftler die Frage um: Würden die Versuchsteilnehmer die eigene – gereinigte und desinfizierte – Haarbürste weitergeben. Bei Freunden und Lebensabschnittsgefährten herrschte große Bereitschaft. Ganz anders sah das aber aus, wenn sie die Bürste an einen Kriminellen weitergeben sollte. Diese Vorstellung wurde als stark unangenehm beurteilt. Nur kurz zur Einordnung: Wir sprechen hier immer noch von einer Haarbürste. Deutlich stärker wird die Ablehnung, wenn man Probanden bittet sich vorzustellen ein Hemd anzuziehen, das früher Hitler gehört hat.

Offenbar sind Dinge für uns doch mehr als reine Sachgegenstände. Scheinbar bleibt eine Art „Essenz“ des Benutzers in den Gegenständen zurück und daher betrifft es sowohl den alten wie auch den neuen Besitzer, wenn ein Gegenstand bei einer neuen Person einzieht. Besitztümer erzählen eine Geschichte und zeugen von der eigenen Vergangenheit und bilden einen Teil der Identität. Marie Kondō würde daher argumentieren Aufräumen kann als Akt innerer Erneuerung verstanden werden.

Ordnung halten

Aufgeräumt zu haben, ist eine feine Sache und wenn es mal passiert ist, fühlt es sich ziemlich gut an. Leider ist dies meist ein Zustand von begrenzter Dauer. Folgerichtig heißt daher Marie Kondōs zweites Buch Wie Wohnung und Seele aufgeräumt bleiben. Vielleicht sollte ich mir das mal zulegen, Ordnung halten habe ich bisher auf Netflix noch nicht gelernt.

 

 

 

Literatur

Hood, B. M. & Bloom, P. (2008). Children prefer certain individuals over perfect duplicates. Cognition, 106, 455-462.

Rozin, P., Nemeroff, C., Wane, M., & Sherrod, A. (1989). Operation of the sympathetic magical law of contagion in interpersonal attitudes among Americans. Bulletin of the Psychonomic Society, 27(4), 367-370.

 

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Nebenbei-Essen schadet dem Geschmack

10. Juli 2017 By Constanze Leave a Comment

Das fängt ja schon mal gut an. Während ich an diesem Artikel schreibe, löffle ich gerade mein Frühstück. Eine Unsitte wie meine (hoffentlich gute) Erziehung mir sagen würde, aber leider eine eingefahrene Gewohnheit. Eine Gewohnheit, die ich eigentlich ganz gerne mag. Denn Essen ist super, egal ob mit Familie und Freunden, alleine oder eben nebenbei. Außerdem ist nebenbei doch auch hocheffizient. Während ich z.B. morgens meine Mails checke, mampfe ich mein Frühstück. Spart sicher 15 Minuten Zeit, wenn nicht mehr. Kaffee kann man auch super vor dem Laptop trinken und tatsächlich „versüße“ ich mir mit einem Snack oder einem Getränk gerne mal Arbeiten am Computer, auf die ich eher weniger Lust habe.

Auch beim Autofahren kann man sehr gut nebenbei Essen. Mittlerweile habe ich das Auto-Frühstück beinahe perfektioniert und danke einer immer größer werdenden Sammlung an Thermosbechern und Tupperdosen gibt es Tee, Kaffee und Kleinigkeiten zum schnabulieren. Da kann manches Hotel- Frühstücksbuffet vor Neid erblassen.

Mobile-Eater

Mittlerweile gibt es sogar einen Namen für den Nebenbei-Esser und die Nebenbei-Esserin. Für eine Studie im Auftrag von Nestlé taufte das Allensbach-Institut solche Leute wie mich Mobile-Eaters. Die extremste Ausprägung stellen – laut Studie –Mobile Eater dar, die single sind. Die essen angeblich meist keine einzige Hauptmahlzeit geregelt an einem Tisch, so wie sich das gehört.

Ernährungsexperten können über Mobile-Eater nur den Kopf schütteln und warnen eindringlich vor Gewichtszunahme. Man verliert eben schnell den Überblick über das was und wie viel man schon gegessen hat, wenn man das immer nur nebenbei macht.

Nebenbei Essen beeinträchtig den Geschmack

Zwei Niederländische Forscherinnen interessierten sich dafür, ob Nebenbei-Essen dem Geschmack schadet. In einer Serie von vier Studien teilten sie ihre Probanden in jeweils zwei Gruppen und gaben ihnen verschiedene Getränke (süß oder sauer) oder salzige Cracker. Während die eine Gruppe nur trinken bzw. essen sollte und bewerten wie die Dinge schmecken, erhielt die andere Gruppe zusätzlich eine Gedächtnisaufgabe und musste sich bis zu siebenstellige Zahlen merken. Die Wissenschaftler interessierte, ob die Versuchsteilnehmer die Getränke und Snacks unterschiedlich bewerten und wie viel sie davon konsumierten. Die spannenden Ergebnisse waren, dass die Nebenbei-Esser und – Trinker nicht nur deutlich mehr konsumierten, sondern auch die Geschmäcker als weniger intensiv bewerteten. Zitronen-Wasser, das von der einen Gruppe schon als ziemlich sauer bewertet wurde fand die Gruppe, die nebenbei noch eine Gedächtnisaufgabe zu lösen hatte, noch ganz ok.

Essen braucht Aufmerksamkeit

Die Forscherinnen erklären sich die Ergebnisse damit, dass Essen und vor allem Schmecken Aufmerksamkeit braucht. Wenn aber die mentale Kapazität für etwas Anderes verwendet wird, bleiben weniger Ressourcen für das Schmecken übrig. Was kann man daraus nun für den Alltag mitnehmen? Wenn es ein richtig leckeres Essen gibt, dann bitte Handy und Co. weg beim Essen, auch wenn man alleine ist. Wenn das Essen aber eher in die Kategorie „Küchenunfall“ fällt, dann gerne her mit der Ablenkung und schon schmeckt das Essen weniger versalzen.

 

Literatur

van der Wal, R. C., & van Dillen, L. F. (2013). Leaving a flat taste in your mouth: task load reduces taste perception. Psychological Science, 24, 1277-1284.

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Wie war der Urlaub?

1. April 2017 By Constanze 1 Comment

„Wenn jemand eine Reise tut, so kann er was verzählen,“ schrieb der deutsche Dichter Matthias Claudius vor gut zweihundert Jahren. Aus aktuellem Anlass – ich bin frisch von einer vierwöchigen Reise durch die Philippinen zurück – kann ich sagen, Recht hat er, der gute Mann. Ich könnte zum Beispiel erzählen, dass ich gelernt habe, dass Haie tagsüber schlafen und sich dafür sogar hinlegen. Riffhaie suchen sich dafür ein gemütliches Plätzchen im Korallenriff. Alternativ könnte ich auch berichten, dass die Antwort auf die Frage „Wie viele Leute passen in diesen öffentlichen Mini-Bus?“ immer „one more!“ lautet. Allerdings legt eine aktuelle Studie der Wissenschaftler um Daniel Gilbert der Harvard University nah, dass meine Mitmenschen vielleicht gar kein Interesse an meinen Urlaubsgeschichten haben. Scheinbar genießen Gesprächspartner Unterhaltungen, die sich um bereits bekannte Dinge drehen, viel mehr.

Neue Geschichten sind nicht unbedingt spannender

Die Wissenschaftler führten eine Serie von vier Experimenten durch. Die Versuchsteilnehmer wurden jeweils in Dreier-Teams aufgeteilt und jeder Teilnehmer bekam ein Video zu sehen. Ein Proband bekam im Anschluss daran die Aufgabe seinen beiden Mitstreitern von dem kurzen Film zu berichten, den er eben gesehen hatte. Seine Zuhörer hatten in der ersten Bedingung das Video zuvor ebenfalls gesehen und in der zweiten Bedingung hatten sie ein anderes Video gesehen. Interessanterweise gaben Zuhörer, die zuvor das gleiche Video gesehen hatten bei einer anschließenden Befragung an, die Erzählungen mehr genossen zu haben, als die Probanden, die ein anderes Video gesehen hatten. Ein Ergebnis, das die Vortragenden, Zuhörende und auch die Wissenschaftler selbst überraschte.

Neue Geschichten sind schwieriger zu erzählen

Die Erklärung der Forscher ist, dass neue Geschichten zwar spannender sind, allerdings auch deutlich schwieriger zu erzählen. Haben die Zuhörer das Video selbst gesehen, können sie inhaltliche Lücken im Bericht selbst schließen. Dies verbessert das Verständnis der Zuhörer und somit auch den Genuss maßgeblich. Leider – so die Wissenschaftler – sind wir Menschen im Durchschnitt nur mittelmäßige Geschichtenerzähler, die gerne mal eine wichtige Information vergessen und es den Zuhörern dadurch schwierig machen, zu folgen. Außerdem gefällt es Zuhörern, wenn sie das Gehörte mit eigenen Erfahrungen verknüpfen können und ihre eigenen Erlebnisse mit in das Gespräch einbringen können.

Philippinen

Halte Dich kurz 

Was bedeutet das also für mich? Wie soll ich auf die Frage „Wie war der Urlaub?“ am besten antworten? Die Studienergebnisse legen nahe, dass eine freundliche erfreute und vor allem kurzen Antwort wie „Es war wirklich sehr schön, es war eine tolle Reise“ am besten ist. Einzige Ausnahme: Mein Gegenüber war selbst schon auf den Philippinen oder plant bald dort hinzufliegen.

 

 

Literatur

Cooney, G., Gilbert, D. T., & Wilson, T. D. (2017). The Novelty Penalty: Why Do People Like Talking About New Experiences but Hearing About Old Ones?. Psychological Science, 28, 380-394.

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Langsam, junge Frau!

29. Dezember 2016 By Constanze Leave a Comment

Es gibt Schleicher, es gibt Spazierer und es gibt mich. Ich bin ein Speed-Geher oder ein Marschierer. Jeder Tag sollte meiner Meinung nach sowieso mindestens 28h Stunden haben, damit ich annähernd für all die Dinge Zeit habe, die ich gerne machen würde. Daher gilt es die Wachzeit zu optimieren. Das geht ziemlich gut, wenn man versucht Wege von A nach B zu beschleunigen. Ein Grund, warum ich gerne mit dem Fahrrad fahre anstatt zu laufen. Geht einfach schneller (bitte entschuldigt den Wortwitz, aber den konnte ich mir nicht verkneifen).

Laufen Wahnsinnige schneller?

 

George Carlin

Wenn der US-Comedian George Carlin recht hat, dann gehöre ich wohl eindeutig in die Kategorie „Maniac“, bin also laut Herrn Carlin eine Wahnsinnige. Was an Behauptung dran ist, hat der amerikanische Marketingprofessor Carey Morewedge mit seinen Kollegen wissenschaftlich untersucht. Die Wissenschaftler interessierte welchen Einfluss die Bewegungsgeschwindigkeit auf die Zuschreibung bestimmter mentaler Fähigkeiten hat. Dafür untersuchte er nicht nur Menschen, sondern auch Tiere und Roboter.

Die Forscher zeigten den Versuchsteilnehmern in zufälliger Reihenfolge je drei Filme von Menschen, die sich entweder langsam, mittel schnell oder schnell bewegten. Im Anschluss dran sollten die Probanden bewerten wie kompetent, intelligent und clever die jeweiligen Personen seihen. Dabei zeigte sich, dass Personen die mit moderatem Tempo gingen die besten Bewertungen erhielten. Sie wurden als kompetenter, intelligenter und cleverer wahrgenommen.

Laufgeschwindigkeit

Wer langsamer geht, wird positiver eingeschätzt.

Menschenähnliche Geschwindigkeiten werden bevorzugt

In zwei weiteren Studien ließen die Forscher die Bewegungsgeschwindigkeit von Robotern und Tieren bewerten. In beiden Studien wurden den Robotern und Tieren, die mit mittlerer Geschwindigkeit unterwegs waren, mehr positive menschenähnliche Eigenschaften zugeschrieben. Am besten fielen die Bewertungen aus, wenn sie der Fortbewegungsgeschwindigkeit des Menschen ähnelten. Eine Erkenntnis, die gerade für die Konstruktion der Programmierung von Robotern, die uns im Alltag helfen sollen, äußerst relevant ist. Die Forscher erklären sich dieses Ergebnis damit, dass es Menschen leichter fällt Dinge einzuschätzen, die uns ähneln und irgendwie menschlich sind. Im Umgang mit Menschen sind wir schließlich geübt.

Wichtig ist allerdings, dass es sich immer um die relative Geschwindigkeit handelt. Ist man mit älteren Kollegen unterwegs, ist es nicht nur aus Gründen der Höflichkeit empfehlenswert, sich deren Tempo anzupassen. Vielleicht halten die Kollegen einen dann auch für intelligenter und wie bereits Konfuzius wusste „Der Weg ist das Ziel“. Vielleicht sollte auch ich mir das zu Herzen nehmen.

 

Literatur

 Morewedge, C. K., Preston, J., & Wegner, D. M. (2007). Timescale bias in the attribution of mind. Journal of personality and social psychology, 93, 1-11.

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Stimmt so! Die Sache mit dem Trinkgeld

18. Dezember 2016 By Constanze 4 Comments

Heute war ich Kaffeetrinken. Als die nette Kellnerin später zum Kassieren kam, habe ich – ohne lang nachzudenken – aufgerundet. Das macht man ja schließlich so, die deutsche Bezahlkultur schlägt zehn Prozent vor. So einfach ist das. Wenn man ein bisschen länger darüber nachdenkt, ist es allerdings nicht ganz so einfach. Warum gibt man im Café Trinkgeld, aber nicht bei der Physiotherapie oder beim Steuerberater?

Trinkgeld

Als Zeichen der Zufriedenheit, insbesondere mit dem Service, gibt man Trinkgeld. Das ist nicht nur höflich – in vielen Serviceberufen wird das Extrageld im Gehalt mit einkalkuliert.

Warum kriegen manche Berufsgruppen kein Trinkgeld?

Michal Lynn, der sein Psychologie-Studium als Kellner und Barkeeper finanziert hat und heute an der Cornell University in New York lehrt, beschäftigt sich mittlerweile wissenschaftlich mit Trinkgeld. In einer aktuellen Studie, die im Journal of Economic Psychology erschien, befragte er online 1’183 Probanden, um eine Antwort auf die Frage zu bekommen, warum manche Berufsgruppen Trinkgeld kriegen und andere wieder nicht.

Lynn präsentierte seinen Studienteilnehmern 112 Berufsgruppen und lies sie für jede Berufsgruppe 13 Fragen beantworten: Wie schwierig ist die Ausübung des Berufs? Ist es wahrscheinlich, dass man noch einmal die Dienste der entsprechenden Person in Anspruch nimmt? Wird die Tätigkeit fair bezahlt? Im Anschluss wurden die Umfrageteilnehmer gefragt, ob sie Trinkgeld geben würden.

Trinkgeld soll Ungleichheiten ausgleichen 

Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass Kunden vor allem finanzielle und emotionale Ungerechtigkeit ausgleichen wollen. Daher kriegen die junge Dame oder der junge Mann im Kaffee einen Euro extra, weil „man ja in der Gastronomie eh nichts verdient“. Ähnliches gilt für den Lehrling beim Frisör, der nur Haare waschen darf. Friseur-Lehrlinge werden immer noch unterdurchschnittlich schlecht bezahlt, daher gibt es für den Lehrling am Schluss noch zwei Euro „die sind für Sie“. Auch wenn der Dienstleister ein wenig traurig wirkt, hat das einen positiven Einfluss auf das Trinkgeld. Der Kunde möchte den armen Taxifahrer, der ihn zum Flughafen bringt, aber nicht in den Flieger nach Kreta steigen darf, ein wenig aufmuntern und sein soziales Gewissen beruhigen.

Außerdem geben Menschen gerne Trinkgeld, wenn sie einen auf sie zugeschnittenen speziellen Service genossen haben. „Mandelmilch in den Kaffee, kein Problem, für Sie doch immer!“

Interessanterweise hat es keinen Einfluss auf die Höhe des Trinkgelds, ob man erwartet, auch zukünftig von der gleichen Person eine Diensteistung in Anspruch zu nehmen. Genausowenig war die Höhe des Trinkgelds abhängig von der Dauer und Intensität des Kontakts von Angesicht zu Angesicht.

Tricks für mehr Trinkgeld

Wissenschaftler haben sich nicht nur damit beschäftigt warum man Trinkgeld gibt, sondern auch mit Tricks um mehr Trinkgeld zu bekommen. Zwei Tricks scheinen gut zu funktionieren: Erstens, die Reziprozitätsregel. Wenn man etwas geschenkt bekommt, will man auch etwas zurück geben. Denken Sie an diese Regel, wenn sie mal wieder ein Bonbon zu ihrer Rechnung bekommen. Ausserdem hilft – wie so oft im Leben – ein Lächeln, zumindest für Frauen. Weibliche Bedienungen bekamen in einer Studie 5% mehr Trinkgeld, wenn sie einen Smiley auf die Rechnung malten. Männer sollten das Zeichnen lieber lassen. Bei ihnen hatten die fröhlichen Gesichter einen gegenteiligen Effekt.

Literatur

Lynn, M. (2016). Why are we more likely to tip some service occupations than others? Theory, evidence, and implications. Journal of Economic Psychology, 54, 134-150.

Rind, B., & Bordia, P. (1996). Effect on restaurant tipping of male and female servers drawing a happy, smiling face on the backs of customers‘ checks. Journal of Applied Social Psychology, 26, 218-225.

Strohmetz, D. B., Rind, B., Fisher, R., & Lynn, M. (2002). Sweetening the till: The use of candy to increase restaurant tipping1. Journal of Applied Social Psychology, 32, 300-309.

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Mein Name ist Constanze und ich bin promovierte Psychologin. Ich mag gute Theorien und wissenschaftliche Erkenntnisse, die einem helfen das Leben besser zu verstehen.

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