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Corona

Social Distancing – ein psychologischer Blick aufs Abstandhalten

6. Dezember 2020 By Constanze Leave a Comment

Seit gut 10 Monaten heißt es für uns im Alltag: Abstand halten! Bitte mindestens eineinhalb Meter und es ist erstaunlich, wie gut wir uns daran gewöhnt haben. Im Januar hätte wohl noch keiner geglaubt, dass sich Politiker mit Ghetto-Faust begrüßen. Mittlerweile ist der Gedanke, auf Abstand zu bleiben, vielen schon so in Fleisch und Blut übergegangen, dass es sich oft schon sehr falsch anfühlt in einer Serie oder einem Film, Charakteren dabei zuzuschauen, wie sie sich um den Hals fallen oder auf Festivals in Menschenmaßen tanzen. Unsere persönliche Distanzzone hat sich verändert.

Der peripersonale Raum ist abhängig von Kontext und subjektivem Empfinden

Die Psychologie nennt diese Distanzzone „peripersonalen Raum“. Dieser verändert sich je nach Kontext und subjektivem Empfinden und wird unterbewusst berechnet. Sieht man von der aktuellen Situation ab, ist dies für die meisten Menschen der Raum einen halben bis einen Meter um einen selbst herum.

Wie es sich anfühlt, wenn diese persönliche Distanz nicht gewahrt werden kann, kennt jeder. Wenn man zum Beispiel im Kino während des Films auf die Toilette gehen möchte und sich an allen Personen in der Reihe vorbeidrücken muss, fühlt sich das für die meisten Menschen unangenehm an. Dafür gibt es mindestens zwei Gründe: Erstens stört man die Anderen beim Film schauen und zweitens ist es für die meisten Menschen unangenehm, sich an anderen Menschen eng vorbeizubewegen, vor allem wenn es sich um Fremde handelt. Das liegt daran, dass sie bei diesem engen Vorbeigehen die peripersonalen Räume der Personen überschneiden. Die Berechnung passiert so weit unterhalb der Oberfläche, dass man sie erst wahrnimmt, wenn etwas schief geht.

Der Gebrauch von Werkzeugen hat einen Einfluss auf die Größe des peripersonalen Raums

Forscher der Universität Oxford (Holmes & Spence, 2004) entdeckten, dass auch Affen einen peripersonalen Raum haben. In Studien mit Affen konnte gezeigt werden, dass sich der peripersonale Raum erweitert, wenn die Affen ein Werkzeug, wie zum Beispiel einen Stock, benutzen durften, um an Futter heranzukommen (Iriki, Tanaka & Iwamura, 1996). Interessant wäre nun zu wissen wie das Tragen von Werkzeugen, die zu unserem Schutz dienen – aktuell z.B. das Tragen von Atemschutzmaßnahmen oder Face Shields, den peripersonalen Raum beeinflusst. Wird er dadurch vielleicht sogar kleiner? Eine aktuelle Studie deutet auf das Gegenteil hin.

Wer Maske trägt, hält mehr Abstand zu anderen Menschen  

Aktuell herrscht für circa zwei Drittel der Menschheit Maskenpflicht im öffentlichen Raum. Massimo Marchiori, ein italienischer Computerwissenschaftler, wollte in einer Versuchsreihe in einem Einkaufszentrum herausfinden, ob Menschen mit Maske mehr oder weniger Abstand halten.* Tatsächlich zeigt die Auswertung von über 12.000 Begegnungen, dass Menschen mit Maske circa 30 cm mehr Abstand halten als Menschen ohne Maske. Er erklärt dieses Ergebnis damit, dass der Anblick maskentragender Menschen die Leute daran erinnert, dass Abstand halten dazu beiträgt, sich selbst und andere zu schützen.

Das Tragen von Masken verhindert also offensichtlich nicht nur, dass potentiell infektiösen Tröpfchen beim Husten und Sprechen in die Umwelt geraten, sondern verändert auch unser Verhalten hin zu mehr Sicherheit. Ein Ergebnis das Mut macht.

 

Literatur

  • Hall, E. T. (1966). The hidden dimension.New York: Doubleday.
  • Holmes, N. P., & Spence, C. (2004). The bodyschema and multisensory representation (s) of peripersonal space. Cognitive Processing, 5(2), 94-105.
  • Iriki, A., Tanaka, M., & Iwamura, Y. (1996). Coding of modified bodyschema during tool use by macaque postcentral neurones. Neuroreport, 7(14), 2325-2330. doi: 10.1097/00001756-199610020-00010
  • Marchiori, M. (2020, 6. December). COVID-19: The Social Distancing Paradox.https://www.math.unipd.it/~massimo/covid/social-distancing-paradox.html*

 

* Die Ergebnisse dieser Studien sind aktuell auf der Homepage des Forschers veröffentlicht und wurden noch nicht in einem peer-reviewed Journal abgedruckt.

Filed Under: Corona Tagged With: Abstand, Aktuelle Forschung, Corona, COVID-19, Forschung, Maskenpflicht, Peripersoneller Raum, Psychologie, Social Distancing, Wissenschaft

Bill Gates, das Coronavirus und andere Verschwörungstheorien

8. Mai 2020 By Constanze Leave a Comment

Wussten Sie schon, dass Deutschland in Kürze die Demokratie abschaffen wird? Gut, dass Vegan-Koch Attila Hildmann darüber auf seiner Facebook Seite aufklärt. Aus aktuellem Anlass – gibt er bekannt – habe er sich in den Untergrund zurückgezogen und fordert seine Follower auf, mit ihm bewaffneten Widerstand gegen die neue Weltordnung zu leisten. Dass an Corona Bill Gates Schuld ist, wissen Sie wahrscheinlich bereits, der Vollständigkeit halber soll es aber hier nochmal erwähnt sein.

Influencer bleib bei deinen Leisten

Ähnlich krude Mitteilungen werden aktuell vom ehemaligen „Popstars“-Juror Detlef D! Soost, vom Sänger Xavier Naidoo und von der Influencerin Anne Wünsche verbreitet. Gemeinsam ist ihnen, dass sie durch TV-Formate und Social Media bekannt wurden und ihnen Millionen von Leuten auf Instagram durch ihren Alltag folgen. Genau diese Reichweite macht es so gefährlich.

Aktuell gilt auch für Prominente: Bleibt zuhause! Dadurch kann ein verstärktes Sendungsbewusstsein schnell auf relative Bedeutungslosigkeit treffen. Die Psychologen Roland Imhoff und Pia Lamberty (2017) konnten in einer Serie von drei Experimenten zeigen, dass sowohl Narzissmus als auch ein großes Einzigartigkeitsgefühl ein Antrieb für Verschwörungstheoretiker sind. Somit scheinen Verschwörungstheorien eine ideale Beschäftigung für Promis zu sein, die zuhause ohne Publikum ausharren müssen.

Die aktuelle Unsicherheit befeuert Verschwörungstheorien

Zur Corona-Zeit haben Verschwörungstheorien Hochkonjunktur, folgen dabei aber alten Mustern. Meist geht es um eine schwer greifbare Macht. Das ist erstmal ziemlich bedrohlich und wenn Menschen das Gefühl von Kontrollverlust haben, suchen sie Strategien, um damit umzugehen. Eine mögliche Strategie ist es Muster zu sehen, wo keine sind, und mit einer Schwarz-Weiß-Sicht einfache Erklärungen zu finden. Verschwörungs-Narrative helfen daher die Welt zu strukturieren. Dabei gehen Verschwörungstheorien oft mit einer Feindseligkeit gegenüber bestimmten Gruppen einher. Im Mittelalter wurde den Juden die Schuld an der Pest gegeben und auch heute spielen häufig antisemitisch motivierte Erklärungen eine Rolle in Verschwörungstheorien. So zeigte sich auch in Studien, dass Menschen mit Verschwörungsglauben sich eher politischen Alternativen außerhalb des demokratischen Spektrums zuwenden (Lamberty & Leisner, 2019).

Die Verschwörer-Mentalität

Forschungs-Ergebnisse konnten zeigen, dass Menschen, die an Verschwörungstheorien glauben, auch auf Behauptungen vertrauen, die sich gegenseitig ausschließen. So konnten englische Forscher in einer Studie zeigen, dass Menschen, die eher der Meinung waren, dass Prinzessin Diana vom Geheimdienst umgebracht wurde, auch eher daran glaubten, dass Lady Di immer noch lebt (Wood et al., 2012). Menschen mit dieser Verschwörer-Mentalität stört dieser offensichtliche Widerspruch nicht. Sie zeichnen sich durch eine generelle Skepsis gegenüber Personen aus, die als mächtig wahrgenommen werden und unterstellen ihnen schnell mal böse Absichten. Problematisch ist, dass Menschen mit Verschwörer-Mentalität sich eher an den Rat von Nicht-Fachleuten halten und medizinischen Autoritäten misstrauen (Jolley & Douglas, 2014). Heißt, die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass Menschen, die an Verschwörungstheorien zum Corona-Virus glauben, auch Gesundheitsratschläge, wie z.B. häufiges Händewaschen oder Abstandhalten nicht befolgen.

Beim nächsten Gespräch mit einem Mitmenschen, der daran glaubt, dass Bill Gates am Corona-Virus Schuld ist, lohnt sich die Nachfrage, ob er oder sie auch Chemtrails glaubt. Falls ja, ist es sinnvoll, ganz schnell auf Abstand zu gehen.

 

Literatur

Imhoff, R., & Lamberty, P. K. (2017). Too special to be duped: Need for uniqueness motivates conspiracy beliefs. European Journal of Social Psychology, 47(6), 724-734.

Jolley, D., & Douglas, K. M. (2014). The effects of anti-vaccine conspiracy theories on vaccination intentions. PloS One, 9.

Lamberty, P., & Leiser, D. (2019). Sometimes you just have to go in-Conspiracy beliefs lower democratic participation and lead to political violence.

Wood, M. J., Douglas, K. M., & Sutton, R. M. (2012). Dead and alive: Beliefs in contradictory conspiracy theories. Social Psychological and Personality Science, 3(6), 767-773.

 

 

 

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Daheim ist es (nicht immer) am schönsten

17. April 2020 By Constanze Leave a Comment

Dieser Beitrag wurde von zu Hause aus geschrieben. Nicht ungewöhnlich, handelt es sich bei dem Blog doch um ein Hobby. Ungewöhnlich ist, dass ich aktuell auch zu Hause arbeite, Sport mache, online an Yoga-Stunden teilnehme und auch Freunde treffen bzw. After-Work-Events zu Hause bzw. richtigerweise online stattfinden. Die Welt bleibt zu Hause und das schon seit mehreren Wochen. Die Tage scheinen zu verschwimmen und langsam schlägt es dem ein oder anderen aufs Gemüt. Aber warum ist das so? Wie oft wünschen wir uns sonst in stressigen Zeiten, dass wir einfach mal nur zu Hause sein wollen.

Die psychologischen Grundbedürfnisse

Eine psychologische Theorie, die Selbstbestimmungs-Theorie (engl. Self-Determination Theory oder kurz SDT) hilft, besser zu verstehen warum das aktuelle Zuhause-Sein manchmal hart fallen kann. Diese Theorie postuliert, dass der Mensch drei psychologische Grundbedürfnisse hat: Diese sind die Bedürfnisse nach Kompetenz, nach sozialer Eingebundenheit und nach Autonomie. Nur wenn für alle drei gesorgt ist, geht es uns gut. Wie sieht es mit diesen Bedürfnissen aktuell aus?

Arbeit ist prima

Für viele Menschen ist derzeit die veränderte Arbeitssituation eine sehr große Umstellung. Viele arbeiten von zuhause aus, müssen nebenbei noch Kinder betreuen und sich in digitale Schulangebote einfuchsen, befinden sich in Kurzarbeit oder können vielleicht gar nicht mehr ihrem Job nachgehen. Arbeit ist eigentlich eine prima Sache. Neben einem festen Lohn, strukturiert sie den Tag, bietet ein soziales Netzwerk und erlaubt (hoffentlich) Kompetenzerleben. Fällt das alles weg oder ist nur eingeschränkt möglich, kann Langeweile einkehren und damit können wir Menschen gar nicht gut umgehen.

Stromstoß gegen Langeweile

In einer interessanten Serie von Experimenten stellten amerikanische Wissenschaftler (Wilson et al., 2014) die scheinbar simple Aufgabe sich in einem leeren Raum zu setzten und 15 Minuten nichts zu machen. Es gab keinerlei Gegenstände zur Ablenkung, allerdings die Möglichkeit sich – per Knopfdruck – einen elektrischen Schlag zu verpassen. Das Ergebnis war durchaus erstaunlich: Ein Viertel aller weiblichen und zwei Drittel aller männlichen Probanden verpassten sich innerhalb der 15 Minuten mindestens einen Elektroschock. Aus Langeweile. Alle Versuchsteilnehmer hatten vor Beginn des eigentlichen Experiments einen kleinen Stromstoß bekommen und angegeben, dass sie lieber fünf Dollar zahlen würden, als diese Erfahrung noch einmal zu machen.

Gestalte deinen Tag

Wie kann man nun möglichst glücklich durch die aktuelle Zeit kommen? Das Zauberwort heißt Struktur. Die eigenen Tage gestalten (Stichwort Autonomie), persönlich Highlights planen und jeden Tag dadurch zu etwas Besonderem machen. Sei es der FaceTime Anruf bei einem lieben Menschen, ein tolles Abendessen, endlich wieder Klavierspielen, der Spaziergang im Sonnenschein oder einem Online-Live-Konzert lauschen.

Wer aktuell von zu Hause aus arbeitet, sollte versuchen mit den Kollegen auch im informellen Kontakt zu bleiben. Dinge wie das kurze Gespräch an der Kaffeemaschine fallen weg und dadurch fehlt sozialer Kit (Stichwort soziale Eingebundenheit). Genauso wichtig ist es dafür zu sorgen, weiterhin Rückmeldung auf seine Arbeit zu bekommen (Stichwort Kompetenzerleben). Die aktuellen Herausforderungen im Alltag sind oft noch ungewohnt, aber für vieles davon gibt es (kreative) Lösungen. In diesem Sinne: Viel Spaß zu Hause!

 

Literatur

Richard M. Ryan, & Edward L. Deci (2000): Self-Determination Theory and the Facilitation of Intrinsic Motivation, Social Development, and Well-Being. In: American Psychologist 55, 68–78.

Wilson, T. D., Reinhard, D. A., Westgate, E. C., Gilbert, D. T., Ellerbeck, N., Hahn, C., … & Shaked, A. (2014). Just think: The challenges of the disengaged mind. Science, 345(6192), 75-77.

 

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Mein Name ist Constanze und ich bin promovierte Psychologin. Ich mag gute Theorien und wissenschaftliche Erkenntnisse, die einem helfen das Leben besser zu verstehen.

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