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Forschung

Haben Dinge eine Seele?

6. Januar 2019 By Constanze Leave a Comment

Oder warum Ausmisten oft so schwerfällt

Auch wenn ich wenig von Neujahrsvorsätzen halte, so ganz heimlich nehme ich mir doch manchmal etwas vor, z.B. weniger Plastik-Müll zu produzieren, minimalistischer zu leben oder besser Ordnung zu halten. Damit scheine ich nicht alleine zu sein. Pünktlich zum Neustart in 2019 hat Netflix eine neue Serie veröffentlicht „Aufräumen mit Marie Kondō“. Marie Kondō ist Profi-Aufräumerin. Ja, diesen Job gibt es. Sie hat ihn sozusagen selbst geschaffen. 2011 hat sie ihr erstes Buch The Life-Changing Magic of Tidying: A simple, effective way to banish clutter forever veröffentlicht und verspricht dabei mit Aufräumen Leben zu verändern. Das schien mir zuerst ein ähnlich fader Trick wie der Versuch von Müttern ihren Kindern Rosenkohl als kleine Fußbälle in Gemüseform näher zu bringen.

Verabschiede dich von Dingen, die dir keine Freude bringen

Marie Kondōs Maxime ist es nur Dinge zu behalten, die einem Freude bereiten. Sie sagt, es gehe nicht darum schonungslos Sachen auszusortieren, sondern die Dinge zu identifizieren, an denen man wirklich Freude hat. Daran musste ich denken als ich neulich meine Socken-Schublade aussortiert habe. Liebe Glitzersocken, ja, euch mag ich, ihr bringt mir Freude, genauso wie eure Kollegen mit den Punkten. Anders sieht es mit den seltsamen Kniestrümpfen aus, die ich noch nie wirklich mochte. Also weg damit. Halt, nicht so schnell. Frau Kondō rät sich von den auszusortierenden Gegenständen zu verabschieden. Dabei sei es wichtig sich dafür zu bedanken, dass die Dinge ihren Job getan haben wie z.B. die Füße warmgehalten haben. Klingt erstmal seltsam, aber Animismus(= das Beseelen von Dingen) ist in Japan ganz selbstverständlich.

Dinge haben eine Seele.

Dinge haben eine Seele. Das denken nicht nur Japaner, sondern auch die meisten Kinder sind davon überzeugt, dass es sich bei Objekten nicht nur um reproduzierbare Güter handelt. Die Psychologen Bruce Hood und Paul Bloom konnten das in einem cleveren Experiment nachweisen.

Sie präsentierten Kindern im Alter zwischen drei und sechs Jahren zunächst ihre „Kopiermaschiene“ (siehe Abb. 1) und zeigten ihnen was die Maschine Tolles kann. Legt man in die eine Kiste eine Tasse, macht die Klappe zu, lässt die Lämpchen blinken und wartet kurz, kann man – oh Wunder – aus der zweiten Kiste eine identische Tasse entnehmen. Die Kinder fanden das großartig und wussten natürlich nicht, dass die Wissenschaftler bereits eine Tasse in Kiste zwei versteckt hatten.

Die Kinder hatten jeweils Gegenstände mitzubringen, die sie gerne hatten, z.B. eine Kuscheldecke. Als Hood und Bloom nun die geliebten Gegenstände in die Kopiermaschiene legten, protestierten ein Viertel der Kinder und den neuen Gegenstand – anstatt des alten – mit nach Hause nehmen, wollte kaum jemand. Sie wollten IHRE Dinge zurück, auch wenn die schon angeschmuddelt oder abgenutzt waren.

 

Abb. 1. Die Kopiermaschiene von Hood und Bloom, Foto aus Hood & Bloom (2008)

 

Die geteilte Haarbürste

Eine Gruppe amerikanischer Wissenschaftler um Carol Nemeroff und Paul Rozin fragten ihre Versuchsteilnehmer wie es sich anfühlen würde eine fremde Haarbürste zu benutzen. Dabei erklärten sie den Studienteilnehmern entweder, dass die Bürste bereits von einem engen Freund, vom Partner oder der Partnerin benutzt worden wäre oder gar von einer Person, die man unsympathisch oder unappetitlich findet. Natürlich sei die Bürste vor der Übergabe gründlich gereinigt und desinfiziert worden.

War die gereinigte Bürste angeblich vorher von einem Freund oder Partner benutzt worden, beurteilten die Studienteilnehmer die Erfahrung als neutral. Ganz anders sah das aus, wenn die Bürste vorher angeblich von einer ungeliebten Person benutzt worden war. Dies wurde als hoch aversiv beurteilt.

Nun drehten die Wissenschaftler die Frage um: Würden die Versuchsteilnehmer die eigene – gereinigte und desinfizierte – Haarbürste weitergeben. Bei Freunden und Lebensabschnittsgefährten herrschte große Bereitschaft. Ganz anders sah das aber aus, wenn sie die Bürste an einen Kriminellen weitergeben sollte. Diese Vorstellung wurde als stark unangenehm beurteilt. Nur kurz zur Einordnung: Wir sprechen hier immer noch von einer Haarbürste. Deutlich stärker wird die Ablehnung, wenn man Probanden bittet sich vorzustellen ein Hemd anzuziehen, das früher Hitler gehört hat.

Offenbar sind Dinge für uns doch mehr als reine Sachgegenstände. Scheinbar bleibt eine Art „Essenz“ des Benutzers in den Gegenständen zurück und daher betrifft es sowohl den alten wie auch den neuen Besitzer, wenn ein Gegenstand bei einer neuen Person einzieht. Besitztümer erzählen eine Geschichte und zeugen von der eigenen Vergangenheit und bilden einen Teil der Identität. Marie Kondō würde daher argumentieren Aufräumen kann als Akt innerer Erneuerung verstanden werden.

Ordnung halten

Aufgeräumt zu haben, ist eine feine Sache und wenn es mal passiert ist, fühlt es sich ziemlich gut an. Leider ist dies meist ein Zustand von begrenzter Dauer. Folgerichtig heißt daher Marie Kondōs zweites Buch Wie Wohnung und Seele aufgeräumt bleiben. Vielleicht sollte ich mir das mal zulegen, Ordnung halten habe ich bisher auf Netflix noch nicht gelernt.

 

 

 

Literatur

Hood, B. M. & Bloom, P. (2008). Children prefer certain individuals over perfect duplicates. Cognition, 106, 455-462.

Rozin, P., Nemeroff, C., Wane, M., & Sherrod, A. (1989). Operation of the sympathetic magical law of contagion in interpersonal attitudes among Americans. Bulletin of the Psychonomic Society, 27(4), 367-370.

 

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Anfang gut, Ende gut, Trinkgeld gut.

31. März 2018 By Constanze Leave a Comment

Es ist Dienstag 6.45 Uhr morgens irgendwo in einer Ranger-Station im Kibale Forest National Park, Uganda. Zu viert lauschen wir – mit Trekkingkleidung und Kameras ausgerüstet – aufmerksam dem Briefing. Unser Guide Gordon verkündet uns, dass wir „very lucky“ sind, denn heute „will your dream come true“. Ein gewagtes Versprechen wie mir scheint, aber ich bin gerne gewillt das zu glauben.

Der Plan für heute: Schimpansen Habituation. Übersetzt heißt das, wir werden den ganzen Tag kreuz und quer durch den Regenwald stapfen und wilde Schimpansen suchen, die sich an Menschen gewöhnen sollen.  Was ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht wusste: Es kann bis zu 10 Jahre dauern, in denen die Affen täglich von Menschen besucht werden, bis sie die menschliche Nähe tolerieren. Die Familie, die wir besuchen wollen wird erst seit kurzem an Menschen gewöhnt.

Guide Gordon hatte wohl keine psychologische Schulung, hat aber bereits alles richtig gemacht. Durch seine gewagte Ankündigung ist unsere Begeisterung geweckt. Dass ich mich noch so gut an das Gesagte erinnern kann, ist dem Primacy-Effekt (deutsch: Primäreffekt) zu verdanken. Unser Gedächtnis kann sich Dinge, die z.B. zu Beginn eines Vortrags gesagt werden oder ganz oben auf einer Liste stehen besonders gut merken.

Guide Gordon, bewaffnet mit Handy, Kalaschnikow und Turnbeutel, bereit für einen langen Tag im Regenwald.

Kurz zusammengefasst ist in den darauf folgenden 10h Folgendes passiert: Nach circa 40 min Fußmarsch entdeckten wir einen großen Feigenbaum auf dem vier Schimpansen saßen. Allerdings in etwa sieben Meter Höhe, was das Fotografieren und Beobachten schwierig machte. Was ich dabei aber gelernt habe, ist, dass Schimpansen eine sehr aktive Blase haben und in der Nähe des Feigenbaums daher immer die Gefahr von „goldenem Regen“ herrscht. Im Verlauf des weiteren Tages sind wir einer Schimpansen-Familie quer durch den Regenwald hinterhergerannt, Ameisenattacke und tropischen Platzregen inklusive. Auch wenn wir nur immer kurz etwas von einzelnen Schimpansen erspähen konnten, war das ein ziemlich eindrucksvolles Erlebnis. Die nahen Schreie mit denen sie untereinander kommunizieren, den kurzen Anblick wie sich ein Schimpanse durch den Baum schwingt und das aufregende Gefühl ganz nah dran zu sein.

Gegen 17 Uhr näherten wir uns wieder unserem Ausgangspunkt. Gordon, der die letzten Stunden recht schweigsam war, meldete sich wieder zu Wort. Charmant erzählte er uns noch ein wenig über die Spezies Schimpanse, ließ unseren Tag Revue passieren und lobt, dass wir so gut durchgehalten hätten. Nein, nein, das könne er nicht mit jeder Gruppe machen, so fit müsse man erst mal sein. Ob dieses Kompliment nun ernst gemeint war, oder nicht, wir freuten uns natürlich über das Lob. Psychologisch war das wieder sehr schlau. Gordons zweiter Coupé ist dem Recency-Effekt (deutsch: Rezenzeffekt) zu verdanken. Neben Anfängen bleiben auch Enden besonders gut im Gedächtnis. Dies gilt für Vorträge, genauso wie für mündliche Prüfungen, aber auch für Einkaufslisten, die zuhause vergessen wurden. Ist das Einstiegsthema der Prüfung gut vorbereitet und wird die letzte Frage souverän beantwortet, gibt es mit hoher Wahrscheinlichkeit eine gute Note, selbst wenn es in der Mitte der Prüfung etwas zäher war. Genauso schaffen es auch ohne Einkaufszettel sehr wahrscheinlich die ersten und letzten Items der Liste in den Einkaufskorb, während der Puderzucker, der in der Mitte stand, vergessen wird.

Zwei Wochen später sollte mein Traum doch noch wahr werden. Allerdings handelt es sich hier um einen gerettet Schimpansen, der an Menschen gewöhnt ist.

Am Ende sind wir vier glücklich, auch wenn zumindest meine Traumvorstellung nicht zu 100% erfüllt wurde, wie er uns zu Beginn versprochen hat. Dafür hätte ich das in meiner naiven Vorstellung alles gerne ein wenig näher und zutraulicher gehabt. Vielleicht eine Mama und ihr Baby, die wir beobachten können oder ein draufgängerischer Schimpansen-Halbstarker, der sich in unsere direkte Nähe traut. Trinkgeld kriegt Guide Gordon trotzdem. Er hat sich ja Mühe gegeben, zumindest am Anfang und am Ende.

 

 

 

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Moral Licensing – machen uns Bioläden zu Egoisten?

17. November 2017 By Constanze Leave a Comment

Nach einem Biomarkt-Einkauf handeln Menschen weniger altruistisch. Was nach einer absurden These klingt, ist nicht etwa eine schlechte Schlagzeile, sondern das Ergebnis einer Studie der kanadischen Wissenschaftler Nina Mazar und Chen-Bo-Zhong. In ihren Studien konnten sie zeigen, dass Probanden, die sich mit ökologischen Produkten auseinandersetzen mussten, im Folgenden weniger altruistisch handelten und eher bereit waren zu stehlen und zu betrügen. Es sei an dieser Stelle erwähnt, dass die Versuchsteilnehmer nach dem Anblick von Bioprodukten natürlich nicht von Paulus zu Saulus mutierten, dass aber ihre Bereitschaft unanständige Sachen zu machen im Mittel zumindest statistisch signifikant höher war.

Moral Licensing

Wie erklärt man sich solch schräge Effekte? Tatsächlich gibt es eine recht große Anzahl an Studien, die diesen sogenannten Moral Licensing-Effekt finden können. Dieser Effekt beschreibt die Tendenz, dass Menschen positive und moralisch wünschenswerte Verhaltensweisen als Legitimation dafür nützen, auch mal über die Stränge zu schlagen. Heißt übertragen auf den Alltag, wenn ich schon im Biomarkt einkaufe, kann ich auch mit dem SUV fahren oder als Vegetarier kann man im Urlaub auch mal nach Kenia fliegen, statt in Kaiserslautern die viel gelobten schönsten Tage des Jahres zu verbringen. Natürlich könnte man hier nun mit CO2 Rechnungen nachprüfen ob X Jahre Vegetarismus tatsächlich eine Flugreise wieder reinrechnen, aber dies möchte ich allen Lesern an dieser Stelle ersparen.

Das mentale Girokonto

Psychologen und Ökonomen erklären den Effekt folgendermaßen: Jeder Mensch verfügt über eine Art mentales Girokonto. Kaufen wir Biogurken statt normalen, holen wir unser Müsli aus dem Unverpackt-Laden oder reisen mit der Bahn, sammeln wir Punkte für unser Moral-Konto. Ist auf unserer Habenseite genug angespart, tut es auch nicht weh die ökologische Wildsau raushängen zu lassen. Dabei stellen wir die mahnende Stimme in unserem Kopf gerne mit „niemand ist perfekt“ und ich mach doch eh so viel für die Umwelt“ still.

Werte fördern konsequentes Verhalten

Sind nun alle passionierten Radfahrer, Veganer und Unverpackt-Laden-Einkäufer eigentlich die schlechteren Menschen? Nicht unbedingt, denn es gibt Hoffnung. In Studien konnte gezeigt werden, dass sich Menschen moralisch konsequenter verhalten, wenn die Handlung mit den eigenen Werten überlappt (Mullen & Monin, 2016). Das bedeutet, wenn sich Menschen moralisch verhalten, weil sie von einer Sache fest überzeugt sind, z.B. dass Bahnfahren die bessere Art der Fortbewegung auf langen Strecken ist, dann wird es sehr viel wahrscheinlicher, dass sich diese Personen auch in Zukunft so verhalten werden und nicht in einem anderen Bereich über die Stränge schlagen müssen.

Noch ein kleines PS: Dieser Beitrag ist auf einer sechsstündigen Bahnfahrt entstanden, kurz nachdem ich ein veganes Curry –  leider in der Einwegverpackung – gegessen habe. Ich fühle mich ertappt.

 

Literatur

Mazar, N., & Zhong, C. B. (2010). Do green products make us better people? Psychological Science, 21, 494-498.

Mullen, E., & Monin, B. (2016). Consistency versus licensing effects of past moral behavior. Annual Review of Psychology, 67, 363-385.

 

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Von Keksen und Radieschen: So klappt es mit der Selbstkontrolle

8. Oktober 2017 By Constanze Leave a Comment

Psychologen überlegen sich manchmal lustige Studien. Stellen Sie sich bitte Folgendes vor: Sie haben sich für eine psychologische Studie angemeldet. Als Sie den Laborraum betreten, steigt Ihnen sofort der großartige Geruch frisch gebackener Kekse entgegen und lässt Ihnen das Wasser im Mund zusammenlaufen. Die freundliche Versuchsleiterin bittet Sie an einem Tisch Platz zu nehmen auf dem bereits ein Teller mit duftenden Keksen und ein Teller mit Radieschen steht. Voller Vorfreude auf die Studie lauschen Sie den Instruktionen der Versuchsleiterin, die Ihnen zu ihrem Entsetzen erklärt, dass es in der Studie um die Verkostung von Radieschen geht. Sie bittet Sie außerdem nachdrücklich die Kekse NICHT anzurühren. Aber keine Sorge, dafür dürfen Sie von den Radieschen so viele essen wie sie wollen. Guten Appetit! Na, wie fühlt sich das an? Wenn Sie diesem Gedankenexperiment gefolgt sind, haben Sie nun eine gute Vorstellung wie sich die Hälfte der Studienteilnehmer von Roy Baumeister und seinen Kollegen (1998) gefühlt hat. Die andere Hälfte der Teilnehmer hatte mehr Glück und erhielt die Instruktion, dass sie so viele Kekse essen dürfen wie sie wollen, da es in der Studie um die Verkostung und Bewertung von Keksen gehe. Die Teilnehmer mampften darauf hin fröhlich los, alles für die Wissenschaft.

Kekse förderten das Durchhaltevermögen

Im Anschluss an den Geschmackstest wurden den Studienteilnehmern (unlösbare) Anagramme ausgeteilt mit der Bitte diese zu lösen. Die Teilnehmer wussten nicht, dass es vergebene Mühe ist sich mit den Anagramen zu beschäftigen und machten sich munter an die Sache. Für die Wissenschaftler war nun interessant wie lange die Teilnehmer versuchten die Aufgaben zu lösen und wie lange es dauerte bis sie aufgaben. Das Ergebnis der Studie war, dass die Keks-Gruppe wesentlich länger dranblieb als die Radieschen-Gruppe. Das Ergebnis erklärten Baumeister und seine Kollegen sich so, dass die Radieschen-Gruppe schon bei der Verkostung sehr viel Selbstkontrolle aufbringen musste um nicht schwach zu werden und nach den Keksen zu greifen. Daher hatten sie für die Anschluss-Aufgabe einfach kaum mehr Selbstkontroll-Kapazität über und gaben schneller auf. Die Keks-Gruppe hingegen musste während der Verkostung ihre Selbstkontroll-Ressourcen nicht angreifen und hielt daher bei der frustrierenden Anagram-Aufgabe länger durch.

Selbstkontrolle

Die „vernünftigere“ Entscheidung zu treffen, ist oft hart…

Selbstregulatorische Erschöpfung

Baumeister nannte diesen Effekt selbstregulatorische Erschöpfung (auf englisch ego depletion) und vergleicht die Selbstkontrolle mit einem Muskel, der nur über begrenzte Möglichkeiten verfügt, aber natürlich auch trainiert werden kann. Dieser Effekt ist ziemlich einleuchtend und wohl jeder, der bereits versucht hat, in einer stressigen Arbeitsphase noch Diät zu halten und fleißig Sport zu machen, kennt das Gefühl der selbstregulatorischen Erschöpfung, wenn die Couch einfach attraktiver ist als das Fitnessstudio. Auch für die Tafel Schokolade als Abendbegleitung gibt es eine wissenschaftliche Erklärung. Baumeister war überzeugt, dass Glukose hilft den Selbstkontroll-Speicher wieder aufzufüllen.

Einerseits klingt es sehr einleuchtend, dass Selbstkontrolle begrenzt ist und bietet eine super Rechtfertigung für einen gemütlichen Couchabend. Tatsächlich deuten neuere Studien aber darauf hin, dass der Glaube an die begrenzte Ressource Selbstkontrolle erst zur selbstregulatorischen Erschöpfung führt (z.B. Hofmann, Baumeister, Förster, & Vohs, 2012; siehe auch Inzlicht, in press).

Gewohnheiten helfen

Der Kölner Psychologie Professor Wilhelm Hoffmann konnte bereits 2012 in einer großen Studie zeigen, dass Probanden, die sich selbst hohe Selbstkontrolle als Wesensmerkmal bescheinigten tatsächlich weniger Versuchungen erlagen. Allerdings nicht, weil sie so diszipliniert waren, sondern weil sie Versuchungen systematisch aus dem Weg gingen und erwünschtes Verhalten zur Routine werden ließen. Wenn man Dienstagsabend immer zum Schwimmen geht, dann kostet es viel weniger Kraft seine Schwimmsachen zu packen, als wenn man nur diesen einen Mittwoch einen Besuch im Schwimmbad plant. Erfolgreiche Selbstkontrolleure machen außerdem ihr Umfeld zu Komplizen. Wer Diät hält, sollte dies an seine Freunde kommunizieren, dann ist auch die Wahrscheinlichkeit geringer, dass sie beim nächsten Besuch mit der Familien-Packung Chips vor der Tür stehen.

Außerdem helfen wenn-dann-Sätze, wie sie Peter Gollwitzer von der Universität Konstanz seit langem erforscht. Diese konkreten Vorsätze wappnen einen bereits im Vorfeld gegen potentielle Versuchungen. Wer sich vornimmt „wenn ich Samstagmorgen aufwache, ziehe ich sofort meine Laufsachen an und jogge 30 min“ wird dies wahrscheinlicher umsetzen als wenn der Vorsatz lautet „am Wochenende gehe ich eine Runde joggen“.

Der innere Schweinehund ist ein Gewohnheitstier

Zusammengefasst heißt das, dass disziplinierte Menschen nicht besser darin sind Versuchungen auszuschlagen, sondern dass sie sehr gut darin sind, Versuchungen zu vermeiden. Ein zweites Stück Kuchen zu essen, das schon auf dem Tisch steht ist keine moralische Verfehlung. Es ist in dieser Situation die wahrscheinlichste Handlung der meisten Menschen. Daher sind die beiden besten Tricks für mehr Selbstkontrolle: Erstens, Versuchungen erst gar nicht aufkommen zu lassen und zweitens alles was man nicht gerne macht zu automatisieren. Denn auch der innere Schweinehund ist ein Gewohnheitstier.

 

Literatur

  • Baumeister, R. F., Bratslavsky, E., Muraven, M., & Tice, D. M. (1998). Ego Depletion: Is the Active Self a Limited Resource? Personality Process and Individual Differences, 74, 1252–
  • Hofmann, W., Baumeister, R. F., Förster, G., & Vohs, K. D. (2012). Everyday temptations: An experience sampling study of desire, conflict, and self-control. Journal of Personality and Social Psychology, 102, 1318–1335.
  • Gollwitzer, P. M. (1990). Action phases and mind-sets. In E. T. Higgins & R. M. Sorrentino (Eds.), The handbook of motivation and cognition: Foundations of social behavior (Vol. 2, pp. 53-92). New York: Guilford Press.

Michael Inzlicht: siehe http://michaelinzlicht.com/publications/articles-chapters/ dort gibt es viele spannende Literatur, teilwei

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Der Zeigarnik-Effekt –Stress durch unerledigte Dinge

17. September 2017 By Constanze Leave a Comment

Es gibt so Tage an denen wurstelt man den ganzen Tag eifrig vor sich hin, arbeitet Sachen ab, erledigt ganz viele kleine Dinge und am Ende des Tages fragt man sich „Wo ist dieser Tag hin und was habe ich heute eigentlich gemacht und geschafft?“. Solche, nicht sehr angenehmen Gedanken, sind dem Zeigarnik-Effekt geschuldet. Der Effekt besagt, dass wir uns kaum an abgeschlossene, aber an offene nicht beendete Aufgaben extrem gut erinnern. Benannt ist der Effekt nach der russischen Psychologin Bljuma Wulfwna Seigarnik.

Der Schreibtisch quillt über, der Kopf ist voll, das Stresslevel hoch und am Abend fühlt es sich trotzdem nach einem umerfolgreichen Tag an? Schuld daran ist der Zeigarnik-Effekt.

Der Kellner mit dem unglaublichen Gedächtnis

Angeblich saß Bljuma Wulfwna Seigarnik in den 20er Jahren in Berlin in einem Kaffee und beobachtete interessiert einen Kellner, der scheinbar ein unglaubliches Gedächtnis hatte. Im Café herrschte reger Betrieb, doch der Kellner vergaß keine einzige Bestellung und brachte jedem Gast das richtige Getränk, Tortenstück oder Sandwich. Als Bljuma Seigarnik ihn fragte, ob er sich denn an die bereits servierten Bestellungen erinnern könne, zuckte der Kellner nur mit den Achseln und konnte kaum eine der Bestellungen richtig wiedergeben. Fasziniert von dieser Beobachtung fing Bljuma Seigarnik an zu forschen und stellte schnell fest, dass es sich hierbei anscheinend um ein allgemeingültiges Phänomen handelt.

Unvollendete Aufgaben werden besser im Gedächtnis behalten als vollendete.


Eigentlich ist das eine ziemlich gute Marotte unseres Gedächtnisses. Wir haben einen inneren Drang Aufgaben zu Ende zu bringen und an die offenen Punkte auf unserer To Do-Liste zu denken. Auch Drehbuchautoren machen sich diesen Effekt zu Nutze und verschachteln die parallelen Handlungsstränge auf eine Art und Weise, dass immer mindestens ein Handlungsstrang auf die Auflösung wartet. Ein Kniff den viele Serien mit dramatischen Cliffhangern am Ende der einzelnen Folgen perfektioniert und dadurch einen regelrechten Suchtfaktor haben.

So praktisch das alles zu sein scheint, hat der Zeigarnik-Effekt auch seine Schattenseiten. Diese Schattenseiten haben wohl die meisten von uns schon einmal zu spüren bekommen, z.B. Sonntagabends wenn man sich im Gedanken an die neue Woche mit all ihren Terminen, To-Dos und Aufgaben unruhig im Bett wälzt und nur schwer zur Ruhe kommt (Syrek, Weigelt, Peifer, & Antoni, 2017).

Die gute alte To Do- Liste

Tatsächlich kann die gute alte To Do-Liste helfen sich von dem Stress der durch die vielen unerledigten Dinge in unserem Kopf entsteht frei zu machen. Zum einen muss man nicht mehr an alles denken, wenn es bereits niedergeschrieben ist. Das Aufschreiben ist sozusagen der erste Schritt zur Erledigung der Aufgabe. Zum anderen sehen wir alle Dinge, die wir bereits erledigt haben, weil sie auf der Liste abgehakt oder durchgestrichen sind. Aus diesem Grund sammle ich vor allem in stressigen Phasen gerne meine alten To Do-Listen in einem Ordner. So sieht man schwarz auf weiß was man in letzter Zeit alles geschafft hat. Noch ein Tipp: Multitasking macht alles noch viel schlimmer. Wenn wir mehrere Aufgaben gleichzeitig angehen öffnen wir mehrere mentale Schubladen und fühlen uns gleich noch gestresster. Also gerade in Phasen mit starker Arbeitsbelastung lieber eine Aufgabe nach der anderen abarbeiten.

 

Literatur

Syrek, C. J., Weigelt, O., Peifer, C. & Antoni, C. H. (2017). Zeigarnik’s sleepless nights: How unfinished tasks at the end of the week impair employee sleep on the weekend through rumination. Journal of Occpuational Health Psychology. 22, 225-238.

 

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Verschlankung

19. Juli 2017 By Constanze Leave a Comment

Schlank ohne Kalorienzählen und intensive Sporteinheiten. Klingt großartig und funktioniert, wie ich aus eigener Erfahrung berichten kann. Allerdings geht es in diesem Schlankheits-Projekt nicht um Körperumfänge und Kilos, sondern um Besitztümer und einen schlanken Haushalt. Aus ziemlich aktuellem Anlass – ich ziehe um – frage ich mich aktuell sehr oft „brauch ich das noch“ bzw. „will ich dies oder jenes nochmal umziehen“. Obwohl ich generell eher an Dingen hänge und Minimalismus nicht wirklich meine Stärke ist – jeder, der bereits mein Reisegepäck gesehen hat – kann das bestätigen, habe ich das Gefühl zu viele Dinge zu besitzen. Ein Gefühl, das jeder, der umzieht, wohl nur zu gut kennt.

Minimalismus

Eine Probesitzung

Daher wird aktuell aussortiert, verkauft und gespendet was ich ungerne quer durch die Republik ziehen will. Dabei macht man auch immer wieder interessante Begegnungen. Diese Woche zum Beispiel. Online habe ich meine neun Jahre alte IKEA-Couch für recht wenig Geld zum Verkauf angeboten. Die Interessenten meldeten sich zahlreich und aus Fairness-Gründen wollte ich die Couch der Dame geben, die mich zuerst kontaktiert hat. Das war vor drei Wochen, die Couch steht immer noch bei mir. Allerdings sind wir schon einen Schritt weiter. Die junge Frau war letzte Woche zu Besuch, sie wollte gerne „probesitzen“. Gute Frau, was erwarten Sie von einer betagten IKEA-Couch zum Schnäppchenpreis? Am Dienstag war es soweit. Es klingelte an der Tür und da standen zwei junge Frauen. Klar, ein zweites Urteil beim Probesitzen von gebrauchten IKEA Polstermöbeln ist immer eine gute Idee. So saßen die beiden circa 15 Minuten auf meiner Couch und haben den Sitzeindruck auf sich wirken lassen, während ich das Möbelstück angepriesen habe. Am Ende stand fest, die Couch soll es sein. Abholen will die Käuferin sie nächste Woche, da bringt sie auch das Geld mit. Hoffentlich.

Mein neues Hobby: Bücher verkaufen

Außerdem habe ich ein neues Hobby: Mit der Momox-App Strichcodes von Büchern, CDs und Co. einscannen und mich manchmal freuen, eher aber wundern was man dafür noch kriegt. Um zu hohen Erwartungen vorzubeugen. Mein bisher bester Treffer war ein Kochbuch, das mir 8.45 EUR einbrachte. Bücher, die mal auf einer Bestseller-Liste waren, bringen ca. 15 Cent. Die erste Reaktion bei mir war Trotz, für so wenig Geld gebe ich das gute Buch dann auch nicht her. Die zweite Reaktion war schon rationaler und das Buch wanderte doch in die Kiste. Ein Teil weniger. Ein gutes Gefühl und besser als wegschmeißen.

Der Endowment-Effekt

Wären wir Menschen reine homo oeconomicus, wäre die Sache ganz klar. Dinge, die man nicht mehr will herzugeben und nur ein wenig Geld dafür zu bekommen, ist besser als sie zu behalten. Allerdings sind Menschen beim Verkauf von Dingen nicht rational. Objekten, die wir besitzen sprechen wir mehr Wert zu als Dingen, die wir nicht besitzen. vor allem wenn sie einen emotionalen Wert für uns haben. Das nennt man den Endowment-Effekt, zu Deutsch den Besitztumseffekt und ist seit den 80er Jahren bekannt.

Der Psychologe Daniel Kahnemann und seine Kollegen teilten Studenten in zwei gleich große Gruppen ein. Eine Gruppe bekam eine Tasse geschenkt (die Verkäufer), die andere Gruppe erhielt kein Geschenk (die Käufer). Nun sollten die Verkäufer angeben, für welchen Betrag sie die Tasse verkaufen würden und die Käufer sollten festlegen was sie bereit wären für die Tasse zu zahlen. Die Verkäufer wollten im Mittel 7$ für ihr Tasse, während die Käufer im Durchschnitt nur bereit waren 3$ dafür zu zahlen.

Verlust tut weh

 Verliert man einen 100-Euro-Schein ist der Ärger darüber größer als die Freude über einen 100-Euro-Schein, den man unerwartet auf der Straße findet. Psychologen nennen das Verlustaversion. Die Reaktion auf einen Verlust ist stärker als auf einen Gewinn in gleicher Höhe. Daher streben Menschen danach Verluste so gering wie möglich zu halten.

Das Ganze funktioniert auch bei Dingen, die uns fast gehören. Dadurch erklären sich z.B. die irrational hohen Geboten zum Schluss von Versteigerungen.

Vielleicht war es gar nicht so schlecht, dass die Interessentin meine Couch ausprobiert hat. Schließlich konnte sie bereits erleben wie es wäre, wenn das Sofa ihr Sofa wäre. Ob sie es nächste Woche wirklich abholt? Ich bin optimistisch, denn sie weiß, dass ich noch eine sehr interessierte Interessentin als Backup habe und diesen „Verlust“ will sie sicher nicht riskieren.

 

Literatur

Kahneman, D., Knetsch, J. L., & Thaler, R. H. (1991). Anomalies: The endowment effect, loss aversion, and status quo bias. The journal of economic perspectives, 5, 193-206.

 

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Nebenbei-Essen schadet dem Geschmack

10. Juli 2017 By Constanze Leave a Comment

Das fängt ja schon mal gut an. Während ich an diesem Artikel schreibe, löffle ich gerade mein Frühstück. Eine Unsitte wie meine (hoffentlich gute) Erziehung mir sagen würde, aber leider eine eingefahrene Gewohnheit. Eine Gewohnheit, die ich eigentlich ganz gerne mag. Denn Essen ist super, egal ob mit Familie und Freunden, alleine oder eben nebenbei. Außerdem ist nebenbei doch auch hocheffizient. Während ich z.B. morgens meine Mails checke, mampfe ich mein Frühstück. Spart sicher 15 Minuten Zeit, wenn nicht mehr. Kaffee kann man auch super vor dem Laptop trinken und tatsächlich „versüße“ ich mir mit einem Snack oder einem Getränk gerne mal Arbeiten am Computer, auf die ich eher weniger Lust habe.

Auch beim Autofahren kann man sehr gut nebenbei Essen. Mittlerweile habe ich das Auto-Frühstück beinahe perfektioniert und danke einer immer größer werdenden Sammlung an Thermosbechern und Tupperdosen gibt es Tee, Kaffee und Kleinigkeiten zum schnabulieren. Da kann manches Hotel- Frühstücksbuffet vor Neid erblassen.

Mobile-Eater

Mittlerweile gibt es sogar einen Namen für den Nebenbei-Esser und die Nebenbei-Esserin. Für eine Studie im Auftrag von Nestlé taufte das Allensbach-Institut solche Leute wie mich Mobile-Eaters. Die extremste Ausprägung stellen – laut Studie –Mobile Eater dar, die single sind. Die essen angeblich meist keine einzige Hauptmahlzeit geregelt an einem Tisch, so wie sich das gehört.

Ernährungsexperten können über Mobile-Eater nur den Kopf schütteln und warnen eindringlich vor Gewichtszunahme. Man verliert eben schnell den Überblick über das was und wie viel man schon gegessen hat, wenn man das immer nur nebenbei macht.

Nebenbei Essen beeinträchtig den Geschmack

Zwei Niederländische Forscherinnen interessierten sich dafür, ob Nebenbei-Essen dem Geschmack schadet. In einer Serie von vier Studien teilten sie ihre Probanden in jeweils zwei Gruppen und gaben ihnen verschiedene Getränke (süß oder sauer) oder salzige Cracker. Während die eine Gruppe nur trinken bzw. essen sollte und bewerten wie die Dinge schmecken, erhielt die andere Gruppe zusätzlich eine Gedächtnisaufgabe und musste sich bis zu siebenstellige Zahlen merken. Die Wissenschaftler interessierte, ob die Versuchsteilnehmer die Getränke und Snacks unterschiedlich bewerten und wie viel sie davon konsumierten. Die spannenden Ergebnisse waren, dass die Nebenbei-Esser und – Trinker nicht nur deutlich mehr konsumierten, sondern auch die Geschmäcker als weniger intensiv bewerteten. Zitronen-Wasser, das von der einen Gruppe schon als ziemlich sauer bewertet wurde fand die Gruppe, die nebenbei noch eine Gedächtnisaufgabe zu lösen hatte, noch ganz ok.

Essen braucht Aufmerksamkeit

Die Forscherinnen erklären sich die Ergebnisse damit, dass Essen und vor allem Schmecken Aufmerksamkeit braucht. Wenn aber die mentale Kapazität für etwas Anderes verwendet wird, bleiben weniger Ressourcen für das Schmecken übrig. Was kann man daraus nun für den Alltag mitnehmen? Wenn es ein richtig leckeres Essen gibt, dann bitte Handy und Co. weg beim Essen, auch wenn man alleine ist. Wenn das Essen aber eher in die Kategorie „Küchenunfall“ fällt, dann gerne her mit der Ablenkung und schon schmeckt das Essen weniger versalzen.

 

Literatur

van der Wal, R. C., & van Dillen, L. F. (2013). Leaving a flat taste in your mouth: task load reduces taste perception. Psychological Science, 24, 1277-1284.

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Wie war der Urlaub?

1. April 2017 By Constanze 1 Comment

„Wenn jemand eine Reise tut, so kann er was verzählen,“ schrieb der deutsche Dichter Matthias Claudius vor gut zweihundert Jahren. Aus aktuellem Anlass – ich bin frisch von einer vierwöchigen Reise durch die Philippinen zurück – kann ich sagen, Recht hat er, der gute Mann. Ich könnte zum Beispiel erzählen, dass ich gelernt habe, dass Haie tagsüber schlafen und sich dafür sogar hinlegen. Riffhaie suchen sich dafür ein gemütliches Plätzchen im Korallenriff. Alternativ könnte ich auch berichten, dass die Antwort auf die Frage „Wie viele Leute passen in diesen öffentlichen Mini-Bus?“ immer „one more!“ lautet. Allerdings legt eine aktuelle Studie der Wissenschaftler um Daniel Gilbert der Harvard University nah, dass meine Mitmenschen vielleicht gar kein Interesse an meinen Urlaubsgeschichten haben. Scheinbar genießen Gesprächspartner Unterhaltungen, die sich um bereits bekannte Dinge drehen, viel mehr.

Neue Geschichten sind nicht unbedingt spannender

Die Wissenschaftler führten eine Serie von vier Experimenten durch. Die Versuchsteilnehmer wurden jeweils in Dreier-Teams aufgeteilt und jeder Teilnehmer bekam ein Video zu sehen. Ein Proband bekam im Anschluss daran die Aufgabe seinen beiden Mitstreitern von dem kurzen Film zu berichten, den er eben gesehen hatte. Seine Zuhörer hatten in der ersten Bedingung das Video zuvor ebenfalls gesehen und in der zweiten Bedingung hatten sie ein anderes Video gesehen. Interessanterweise gaben Zuhörer, die zuvor das gleiche Video gesehen hatten bei einer anschließenden Befragung an, die Erzählungen mehr genossen zu haben, als die Probanden, die ein anderes Video gesehen hatten. Ein Ergebnis, das die Vortragenden, Zuhörende und auch die Wissenschaftler selbst überraschte.

Neue Geschichten sind schwieriger zu erzählen

Die Erklärung der Forscher ist, dass neue Geschichten zwar spannender sind, allerdings auch deutlich schwieriger zu erzählen. Haben die Zuhörer das Video selbst gesehen, können sie inhaltliche Lücken im Bericht selbst schließen. Dies verbessert das Verständnis der Zuhörer und somit auch den Genuss maßgeblich. Leider – so die Wissenschaftler – sind wir Menschen im Durchschnitt nur mittelmäßige Geschichtenerzähler, die gerne mal eine wichtige Information vergessen und es den Zuhörern dadurch schwierig machen, zu folgen. Außerdem gefällt es Zuhörern, wenn sie das Gehörte mit eigenen Erfahrungen verknüpfen können und ihre eigenen Erlebnisse mit in das Gespräch einbringen können.

Philippinen

Halte Dich kurz 

Was bedeutet das also für mich? Wie soll ich auf die Frage „Wie war der Urlaub?“ am besten antworten? Die Studienergebnisse legen nahe, dass eine freundliche erfreute und vor allem kurzen Antwort wie „Es war wirklich sehr schön, es war eine tolle Reise“ am besten ist. Einzige Ausnahme: Mein Gegenüber war selbst schon auf den Philippinen oder plant bald dort hinzufliegen.

 

 

Literatur

Cooney, G., Gilbert, D. T., & Wilson, T. D. (2017). The Novelty Penalty: Why Do People Like Talking About New Experiences but Hearing About Old Ones?. Psychological Science, 28, 380-394.

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Langsam, junge Frau!

29. Dezember 2016 By Constanze Leave a Comment

Es gibt Schleicher, es gibt Spazierer und es gibt mich. Ich bin ein Speed-Geher oder ein Marschierer. Jeder Tag sollte meiner Meinung nach sowieso mindestens 28h Stunden haben, damit ich annähernd für all die Dinge Zeit habe, die ich gerne machen würde. Daher gilt es die Wachzeit zu optimieren. Das geht ziemlich gut, wenn man versucht Wege von A nach B zu beschleunigen. Ein Grund, warum ich gerne mit dem Fahrrad fahre anstatt zu laufen. Geht einfach schneller (bitte entschuldigt den Wortwitz, aber den konnte ich mir nicht verkneifen).

Laufen Wahnsinnige schneller?

 

George Carlin

Wenn der US-Comedian George Carlin recht hat, dann gehöre ich wohl eindeutig in die Kategorie „Maniac“, bin also laut Herrn Carlin eine Wahnsinnige. Was an Behauptung dran ist, hat der amerikanische Marketingprofessor Carey Morewedge mit seinen Kollegen wissenschaftlich untersucht. Die Wissenschaftler interessierte welchen Einfluss die Bewegungsgeschwindigkeit auf die Zuschreibung bestimmter mentaler Fähigkeiten hat. Dafür untersuchte er nicht nur Menschen, sondern auch Tiere und Roboter.

Die Forscher zeigten den Versuchsteilnehmern in zufälliger Reihenfolge je drei Filme von Menschen, die sich entweder langsam, mittel schnell oder schnell bewegten. Im Anschluss dran sollten die Probanden bewerten wie kompetent, intelligent und clever die jeweiligen Personen seihen. Dabei zeigte sich, dass Personen die mit moderatem Tempo gingen die besten Bewertungen erhielten. Sie wurden als kompetenter, intelligenter und cleverer wahrgenommen.

Laufgeschwindigkeit

Wer langsamer geht, wird positiver eingeschätzt.

Menschenähnliche Geschwindigkeiten werden bevorzugt

In zwei weiteren Studien ließen die Forscher die Bewegungsgeschwindigkeit von Robotern und Tieren bewerten. In beiden Studien wurden den Robotern und Tieren, die mit mittlerer Geschwindigkeit unterwegs waren, mehr positive menschenähnliche Eigenschaften zugeschrieben. Am besten fielen die Bewertungen aus, wenn sie der Fortbewegungsgeschwindigkeit des Menschen ähnelten. Eine Erkenntnis, die gerade für die Konstruktion der Programmierung von Robotern, die uns im Alltag helfen sollen, äußerst relevant ist. Die Forscher erklären sich dieses Ergebnis damit, dass es Menschen leichter fällt Dinge einzuschätzen, die uns ähneln und irgendwie menschlich sind. Im Umgang mit Menschen sind wir schließlich geübt.

Wichtig ist allerdings, dass es sich immer um die relative Geschwindigkeit handelt. Ist man mit älteren Kollegen unterwegs, ist es nicht nur aus Gründen der Höflichkeit empfehlenswert, sich deren Tempo anzupassen. Vielleicht halten die Kollegen einen dann auch für intelligenter und wie bereits Konfuzius wusste „Der Weg ist das Ziel“. Vielleicht sollte auch ich mir das zu Herzen nehmen.

 

Literatur

 Morewedge, C. K., Preston, J., & Wegner, D. M. (2007). Timescale bias in the attribution of mind. Journal of personality and social psychology, 93, 1-11.

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Ein wissenschaftliches Plädoyer für mehr Essenbilder

14. Oktober 2016 By Constanze Leave a Comment

Ja, ich gebe es zu: Ich fotografiere mein Essen und ja, ich richte es manchmal extra hübsch her um ein Foto zu machen und zum dritten Mal ja, mir ist das manchmal ein wenig unangenehm vor anderen Leuten.

Food Fotographie

Dieses Foto hat die liebe Johanna von http://www.thriftywholesome.com gemacht. Dort gibt es noch mehr tolle Essensbilder inkl. Rezept zu sehen.

Einer aktuellen Veröffentlichung amerikanischer Wissenschaftlern zufolge (Diehl, Zauberman, & Barasch, 2016) gibt es dazu aber gar keinen Grund. Sogar im Gegenteil, wer schönes Essen oder schöne Momente und Ereignisse mit Handy oder Kamera einfriert, ruiniert damit nicht den Augenblick, sondern genießt ihn sogar noch mehr.

…

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Mein Name ist Constanze und ich bin promovierte Psychologin. Ich mag gute Theorien und wissenschaftliche Erkenntnisse, die einem helfen das Leben besser zu verstehen.

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