Oder warum weniger Auswahl glücklicher machen kann
Mehr Auswahl macht nicht unbedingt glücklicher. Das konnte in zahlreichen Studien gezeigt werden. Die beiden amerikanischen Forscher Sheena Iyeengar und Mark Lepper (2000) konnten beispielsweise zeigen, dass Kunden, die zwischen 6 Marmeladen- oder Schokoladensorten wählen durften mit ihrer Wahl wesentlich glücklicher waren als Personen, die zwischen 25 Sorten wählen konnten. Sie waren auch eher bereit tatsächlich eine Glas Marmelade oder eine Tafel Schokolade zu kaufen. Dieses Phänomen der „Qual der Wahl“ wird in der Psychologie choice overload effect genannt
Weniger ist manchmal mehr – auch bei der Partnerwahl
Eine neue Studie, die im Februar veröffentlicht wurde, gibt Hinweise darauf, dass sich die Heuristik „weniger Auswahl macht glücklicher“ auch auf die Partnerwahl anweden lässt. Zwei Wissenschaftler der University of Wisconsin-Madison (D’Angelo & Toma, 2016) baten 152 Singles, die angaben auf Partnersuche zu sein in ihrer Labor. Sie erzählten den Teilnehmern, dass derzeit an einer uniinterne Datingwebsite aufgebaut wird und dass es Aufgabe der Versuchsteilnehmer sei die Beta Version der Website zu testen.
Die Singles bekamen auf der Website entweder sechs oder 24 „Matches“, also Partner, die ein Algorithmus für sie als passend befunden hat, präsentiert. Zudem wurde ihnen entweder gesagt, dass sie die Entscheidung, ob und wen ihrer potentiellen Partner sie tatsächlich treffen wollen in einer Woche noch einmal revidieren können oder nicht. Die Kombination dieser beiden Faktoren (Anzahl der Matches und Reversibilität der Auswahl) ergibt vier verschiedene Möglichkeiten, die in folgender Abbildung dargestellt sind:
Eine Woche später wurden die Teilnehmer befragt, wie zufrieden sie mir ihrer Wahl seien. Interessanterweise waren die Singels, die nur zwischen sechs potentiellen Partnern wählen konnten glücklicher als die Teilnehmer, die die Wahl zwischen 24 Matches hatten. Am unglücklichsten waren die Teilnehmer der Gruppe 4, die zwischen 24 potentiellen Partnern wählen konnte und die Möglichkeit hatten ihre Entscheidung nach einer Woche noch einmal zu revidieren.
Diese Ergebnisse passen auch zu Beobachtungen wie sie beispielsweise die Tageszeitung Die Welt publizierte. Paare auf dem Land sind treuer und eher dazu bereit eine Familie zu gründen, sich also tatsächlich auf einen Partner festzulegen. Die Erklärung scheint naheliegend: Die Auswahl eines potentiellen Partners auf dem Land ist limitierter als in der Stadt und dank stärker soziale Kontrolle ist es schwieriger Seitensprünge und Affären geheim zu halten. Was denken die anderen von mir? fragt man sich eher in einem bayerischen Dorf, als in einem Wohnblock in Berlin, in dem man die anderen Mieter oft nur vom Sehen kennt.
Hier der Link zur Studie von Jonathan D. D’Angelo und Catalina L. Toma:
http://www.tandfonline.com/doi/pdf/10.1080/15213269.2015.1121827
Autorin: Constanze Schreiner
Literatur
D’Angelo, J. D. & Toma, C. L. (2016). There Are Plenty of Fish in the Sea: The Effects of Choice Overload and Reversibility on Online Daters. Media Psychology, 19, 1-27.
Iyengar, S. S., & Lepper, M. R. (2000). When choice is demotivating: Can one desire too much of a good thing?. Journal of personality and social psychology, 79(6), 995-1006.
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