Was, wann und wie
Im Leben sind viele Dinge ungerecht verteilt. Bei einer Sache herrscht allerdings allumfassende Gerechtigkeit: Bei der Zeit. Jeder von uns – egal ob arm oder reich, alt oder jung, hübsch oder weniger attraktiv – hat gleich viel Zeit pro Tag zur Verfügung. Genau gesagt sind das 86.400Sekunden, 1.440 Minuten bzw. 24 h pro Tag. Entscheidend für Lebenszufriedenheit und Erfolg sind daher was man in diesen 24h wie macht und ganz wichtig auch wann.
Der japanische Autor Haruki Murakami beispielsweise steht an Schreibtagen um vier Uhr morgens auf. Danach geht es direkt für einige Stunden an den Schreibtisch. Nachmittags steht Sport an, gerne laufen oder schwimmen über lange Distanzen, danach ist Zeit für Erledigungen, Lesen und Musik hören. Um 21 Uhr geht pünktlich das Licht aus.
Vormittags ist die Stimmung besser
Menschen, die einem geregelten Bürojob nachgehen, haben oft nicht die Möglichkeit ihren Tagesablauf perfekt an ihre innere biologische Uhr anzupassen. Trotzdem bleibt einem bei der Tagesgestaltung, z.B. bei der Vereinbarung von Terminen, in der Regel ein gewisser Entscheidungsspielraum. Dass schlechtes Timing im schlimmsten Fall auch teuer werden kann, zeigt eine Studie der Arbeitsgruppe der University of Buffalo, New York (Chen, Demers, & Lev, 2013). Die Wirtschaftswissenschaftler analysierten Abschriften von mehr als 25.000 Telefonkonferenzen in denen Großinvestoren und Analysten von Aktiengesellschaften über wichtige Finanzdaten informiert wurden. Je später im am Tag die Gespräche geführt wurden, desto negativer war der Ton. Mit einer kleinen Ausnahme: Nach dem Mittagessen wurde die Stimmung kurzfristig wieder etwas positiver. Das überraschendste Ergebnis der Studie ist aber, dass die Wissenschaftler einen Zusammenhang zwischen Stimmung während der Telefonkonferenzen und Aktienkursen für die fünf Stunden nach den Gesprächen fanden. Nach nachmittäglichen Gesprächen mit negativer Stimmung reagierten auch die Aktienkurse mit einer negativen Entwicklung. Dieser Zusammenhang bestand auch, wenn Faktoren wie finanzielle Gesamtlage der entsprechenden Industrie und Berichterstattung in den Medien berücksichtigt wurden.
Termine zur gewohnten Zeit
Eine weitere nützliche Erkenntnis der Studie war, dass der stärkste Prädiktor für einen Termin, der Zeitpunkt des vorangegangenen Termins war. Das kann man sich einfach zu Nutze machen und mit wichtigen Ansprechpartnern daher immer am besten Termine vor 11 Uhr ausmachen. Das erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass auch potentielle kritische Termine am Vormittag stattfinden werden. Um diese Zeit ist nicht nur die Stimmung noch freundlicher, sondern mit hoher Wahrscheinlichkeit auch der Glucose-Spiegel noch höher. Denn das ist auch ganz entscheidend für den Ausgang von wichtigen Entscheidungen (Danziger, Levav, & Avnaim-Pessoa, 2011).
Literatur
Chen, J., Demers, E., & Lev, B. (2013). The Dangers of Late-Afternoon Earnings Calls.Harvard Business Review.
Danziger, S.; Levav, J.; Avnaim-Pessoa, L. (2011). Extraneous factors in judicial decisions. Proceedings of the National Academy of Sciences of the United States of America, Vol. 108(17), 6889-6892.