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Forschung vorgestellt

Urlaub machen, aber richtig – Psychologie des Urlaubs

25. August 2024 By Constanze Leave a Comment

Sommerferien – der Geruch von Sonnencreme, überall Sand und auf der Zunge noch der Geschmack von Eis. Für viele ist der Urlaub die schönste Zeit des Jahres. Über Wochen fiebert man darauf hin, und dann ist er auch viel zu schnell wieder vorbei – und die Erholung oft innerhalb kürzester Zeit auch dahin.

Die einen wollen am liebsten nur am Strand liegen, andere erklimmen lieber Berge oder entdecken neue Orte und Kulturen. Interessant ist nun natürlich, welche Faktoren es aus psychologischer Sicht gibt, um die Erholung im Urlaub zu optimieren.

Die Länge des Urlaubs ist wenig entscheidend für die Erholung

Intuitiv könnte man meinen, dass eine lange Auszeit bessere Erholungswerte mit sich bringt als kürzere. Tatsächlich ist das nicht so. Eine spannende Studie (de Bloom et al., 2010) zeigt, dass der Erholungseffekt eines Urlaubs in Bezug auf dessen Länge relativ ähnlich sein kann, solange der Urlaub eine Mindestdauer erreicht. Die Wissenschaftler

sprechen dabei von einer Länge von 4 bis 10 Tagen. Diese sollte man sich für einen optimalen Erholungseffekt gönnen; was darüber hinausgeht, hat keine signifikanten Effekte auf die Stressreduktion.

Nach ein bis zwei Wochen ist die Erholung oft bereits verflogen

Häufig fühlt sich nach einer Woche im Alltag der Urlaub schon wieder ganz weit weg an. Dieses Gefühl wird auch durch psychologische Studien bestätigt. Eine Metaanalyse (de Bloom et al., 2009) konnte zeigen, dass die positiven Effekte eines Urlaubs, wie reduzierte Stresslevel und gesteigerte Lebenszufriedenheit, in der Regel unmittelbar nach dem Urlaub am stärksten sind. Diese Effekte beginnen jedoch oft innerhalb weniger Tage bis Wochen abzunehmen. Eine Untersuchung von Kühnel und Sonnentag (2011) konnte feststellen, dass die Erholungseffekte im Schnitt nach zwei bis vier Wochen deutlich abnehmen und das Wohlbefinden sowie die Energielevels bereits eine Woche nach dem Urlaub signifikant zurückgingen. Nach etwa drei Wochen waren viele der Erholungseffekte verschwunden.

Das Urlaubsmindset: Es muss nicht immer Urlaub sein

Manchmal ist es bis zum nächsten Urlaub noch (gefühlt) ganz schön lange hin. Aber psychologische Hilfe naht. Eine interessante Studie hat gezeigt, dass Menschen ihr Wohlbefinden verbessern können, indem sie das Wochenende wie einen Urlaub behandeln. In dieser Studie (West et al., 2021) wurde untersucht, wie sich ein „Urlaubsmindset“ am Wochenende auf das Glücksgefühl und die Zufriedenheit auswirkt. Die Teilnehmer, die das Wochenende wie einen Urlaub behandelten, berichteten von größerer Freude, weniger negativen Gefühlen und einem stärkeren Fokus auf den gegenwärtigen Moment. Spannend war auch, dass es gar nicht darum ging, was die Probanden letztendlich am Wochenende unternahmen. Allein das Gefühl, „frei zu haben“, trug maßgeblich zur Verbesserung des Wohlbefindens bei.

Kurze Urlaube über das Jahr verteilen

Um mit seinen Kraftreserven über das Jahr zu haushalten, ist es sinnvoll, regelmäßig kürzere Urlaube über das Jahr zu verteilen und auch die Wochenenden wie „freie Zeit“ zu behandeln. Das ist gut für die Erholung, und schon allein die Vorfreude versüßt einem den Alltag. In einer Befragung (Gilbert & Abdullah, 2002) fanden britische Marktforscher der University of Surrey heraus, dass die Planung eines Urlaubs bereits glücklicher machen kann. Befragte, die eine Reise planten, bewerteten auch ihre familiäre und gesundheitliche Situation positiver als diejenigen, die keine Reise planten. In diesem Sinne: Nichts wie ran an die Planung der nächsten Auszeit.

Literatur

de Bloom, J., Geurts, S. A. E., & Kompier, M. A. J. (2009). Vacation (after-) effects on employee health and well-being, and the role of vacation activities, experiences and sleep. Journal of Happiness Studies, 10(4), 423–442. https://doi.org/10.1007/s10902-008-9090-8

de Bloom, J., Geurts, S. A. E., & Kompier, M. A. J. (2010). Vacation (after-) effects on employee health and well-being, and the role of vacation activities, experiences and sleep. Journal of Happiness Studies, 13(4), 833-852. https://doi.org/10.1007/s10902-011-9283-9

Gilbert, D., & Abdullah, J. (2002). A qualitative study of the impact of a cultural event on travel behavior. Tourism Management, 23(6), 665-669. https://doi.org/10.1016/S0261-5177(02)00029-9

Kühnel, J., & Sonnentag, S. (2011). How long do you benefit from vacation? A closer look at the fade-out of vacation effects. Journal of Organizational Behavior, 32(1), 125–143. https://doi.org/10.1002/job.699

West, C., Mogilner, C., & DeVoe, S. E. (2021). Treating the weekend like a vacation boosts happiness. Social Psychological and Personality Science, 12(3), 346-356. https://doi.org/10.1177/1948550620924232

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Heute geh ich früh ins Bett – oder doch nicht? Bedtime Procrastination

20. März 2023 By Constanze Leave a Comment

Schlafen ist was Wunderbares. Morgen ausgeschlafen ohne Wecker aufzuwachen ist grossartig und doch kommt es im Alltag höchst selten vor. Wir nehmen uns vor früh ins Bett zu gehen und schaffen es doch irgendwie durch Rumgruschen, Serie gucken oder Handy-Daddeln unsere Zubettgehe-Zeit hinauszuzögern. Warum tun wir das, wo wir doch genau wissen, wie sehr uns der Schlaf am nächsten Tag fehlen wird.

Psycholog:innen nennen dieses Phänomen Bedtime Procrastination, also das Aufschieben der Bettruhe. Der Begriff tauchte zum ersten Mal 2014 in einer Studie der niederländischen Psychologin Floor Kroese und ihren Kolleg:innen auf. Sie beschreiben damit die Beobachtung, dass viele Menschen später zu Bett gehen, als sie eigentlich wollen, ohne triftige externe Gründe dafür zu haben.

Die Rechnung dafür kriegt man direkt am nächsten Morgen. Nach zu wenigen Stunden Schlaf reisst einen der Wecker aus den Träumen und läutet hart den nächsten Tag ein. Im Zombie-Modus geht es aus dem Bett und man verflucht sich selbst warum man gestern nicht einfach rechtzeitig schlafen gegangen ist.

Wieso zögern wir das zu Bett gehen hinaus?

Die Zeit am Abend gehört uns. Während wir tagsüber viel «mussten», ist die Zeit am Abend für viele eine Art heilige Zeit. Die möchte man natürlich voll auskosten. Absurderweise tun wir in der Zeit, wo wir eigentlich bereits schlafen sollten, aber nicht Dinge, die uns guttun und aktiv zur Erholung beitragen. Anstatt uns an der frischen Luft zu bewegen, etwas Neues zu lernen oder eine Yoga-Einheit zu absolvieren, landen wir häufig vor dem Bildschirm. Daddeln am Handy oder sich vom Fernseher berieseln lassen, sind wenig anstrengende Tätigkeiten mit kurzfristigem Belohnungspotential und hohem Ablenkungsfaktor. Gerade wenn wir einen anstrengenden Tag hinter uns haben, ist die Selbstkontrolle besonders gering und die Gefahr das Zubettgehen aufzuschieben besonders hoch.

Ein weiterer Grund kann die eigene Abendroutine sein. Wer seine eigene Abendroutine nicht mag, scheint das Zubettgehen eher hinauszuzögern. Die Tasche für morgen packen, die Kleider fürs Büro rauslegen, den Hund nochmal an die frische Luft lassen, Zahnseide verwenden, die Kontaktlisten entfernen, alles Dinge, die nicht sonderlich viel Spass machen. In einer Studie (Bernecker & Job, 2020), in der über 430 Personen zwischen 19 und 79 Jahren befragt wurden, konnte gezeigt werden: Je nerviger die Befragten ihre Abendroutine fanden, desto eher neigten sie dazu sie aufzuschieben.

Wie kann man sich selbst überlisten?

Wer bemerkt, dass er zu Bedtime Procrastination neigt, sollte am besten zuerst sein Verhalten beobachten. Welche Funktion hat das Aufschieben? Ist es der Versuch Freizeit nachzuholen? Falls ja, kann es helfen mehr schöne Erlebnisse in den Alltag einzubauen oder den Tag anders zu strukturieren. Ist das Aufschieben ein Versuch sich von Sorgen oder Grübeln abzulenken, kann man versuchen die Problem oder Themen aktiv anzugehen – am besten tagsüber.  

Studien konnten zeigen (z.B. Bernecker & Job, 2020; Kroese et al., 2016): Je erschöpfter wir sind, desto mehr steigt die Wahrscheinlichkeit, dass der innere Schweinehund siegt und wir genau das tun, was wir vermeiden wollen. Daher müssen wir uns proaktiv selbst überlisten und Vorkehrungen treffen. Eine Möglichkeit ist übrigens auch die Abendroutine zu verschlanken. Klar, Elmex Gelee, Zahnseide und diverse Pflegeprodukte sind super aber, wenn wir dadurch das ganze Prozedere hinauszögern, ist eine «schnelle Version» nur mit den absolut notwendigen Schritten an schwierige Abenden besser.

Ausserdem kann es helfen die Prokrastinations-Quellen zu eliminieren, also zum Beispiel Regeln einzuführen wie 1h vor der geplanten Einschlafzeit Aktivitäten vor Bildschirmen zu vermeiden und auch das Handy nicht im Schlafzimmer zu haben.

Und noch ein Tipp für alle, deren Endgegner abends das Handy ist: Bei vielen Modellen kann man einstellen, dass sie ab einer gewissen Uhrzeit alles nur noch in schwarz-weiss anzeigen. Probiert das mal aus, da wird das Scrollen plötzlich sehr unattraktiv.

Literatur

Bernecker, K., & Job, V. (2020). Too exhausted to go to bed: Implicit theories about willpower and stress predict bedtime procrastination. British Journal of Psychology, 111(1), 126-147.

Kroese, F. M., De Ridder, D. T., Evers, C., & Adriaanse, M. A. (2014). Bedtime procrastination: introducing a new area of procrastination. Frontiers in psychology, 5, 611.

Kroese, F. M., Evers, C., Adriaanse, M. A., & de Ridder, D. T. (2016). Bedtime procrastination: A self-regulation perspective on sleep insufficiency in the general population. Journal of health psychology, 21(5), 853-862.

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Upsi! Die Psychologie der Schusseligkeit

18. Juli 2022 By Constanze 2 Comments

Manchmal passieren mir doofe Sachen. Neulich zum Beispiel habe ich in einem Zug ein Paket liegen lassen, das ich zurückschicken wollte. Warenwert 350 EUR. Ich war so ins Beantworten von Mails vertieft, dass ich fast das Umsteigen verpasst hätte, schnell aus dem Zug gesprungen bin und mein Paket vergessen habe. Ärgerlich. Allerdings bin ich nicht alleine. Jeder vergisst mal was, lässt das Portemonnaie zuhause liegen, fragt sich, wo ist eigentlich mein Schlüssel und upsi, jetzt hat man auch noch den Kaffee verschüttet.

In der Psychologischen Forschung heisst Schusseligkeit «cognitive failure». Auf Deutsch könnte man das als «kognitive Fehlleistung» übersetzen. Fehlleistung klingt erst mal brutal, tatsächlich handelt es sich aber vielmehr um ein Augenblicksversagen. Man ist in einem bestimmten Augenblick nicht bei der Sache, hat aber ansonsten ein völlig intaktes Gedächtnis.

Schusseligkeit ist messbar

In der Wissenschaft möchte man Phänomene gerne messbar machen und tatsächlich gibt es auch eine Möglichkeit Schusseligkeit zu messen. Mit dem sogenannten Cognitive Failure Questionair (Broadbent et al., 1982). Die Forscher:innen haben hierfür 25 Szenarien gesammelt und Proband:innen sollten angeben, wie häufig ihnen das in den letzten sechs Monaten passiert ist. So wird zum Beispiel gefragt, ob es einem häufig passiert, dass man in einen Teil des Hauses geht und vergisst, was man da wollte. Oder aber wie oft es einem passiert, dass einem Dinge runterfallen oder man sich selbst dabei erwischt, wie man tagträumt, während man eigentlich jemandem zuhören sollte.

Warum sind manche Menschen schusseliger als andere?

Professor Sebastian Markett und sein Team interessieren sich für die Frage, warum einige Menschen schusseliger sind als andere. Hier stellt sich die für die Psychologie klassische Frage, wie viel Anteil hat unser genetisches Programm (Anlage) und wie viel davon ist gelernt bzw. ein Verhalten, das wir uns über die Jahre angewöhnt haben (Umwelt). Die einfache Antwort auf die Frage lautet «50:50». Es gibt Hinweise darauf, dass es eine genetische Komponente gibt. Vereinfacht gesagt gibt es Gene, die Stoffwechselprozesse im Hirn beeinflussen, die dazu führen, dass wir anfälliger sind bestimmte Dinge zu tun, die wir als «schusselig» bezeichnen würden (Markett et al., 2014). Zudem gibt es bestimmte Persönlichkeitseigenschaften, die Schusseligkeit begünstigen. Menschen, die weniger ihren eigenen Fähigkeiten vertrauen – man nennt das in der Psychologie «eine geringe Selbstwirksamkeit haben» – ein wenig ängstlicher und impulsiver sind, also gerne mal Dinge stehen und liegen lassen, wenn sie auf etwas Interessantes stossen – zeigen tendenziell eher schusseliges Verhalten (Markett et al., 2020).

Wenn der Fokus nach innen gerichtet ist

Rein evolutionär betrachtet ist es wichtig, dass wir unseren Fokus nach aussen richten. Nur so können wir uns davor schützen gefressen oder überfahren zu werden. Tatsächlich ist es aber auch wichtig, dass wir den Fokus regelmässig nach innen auf unser Selbst richten. Wir denken darüber nach, was in der Vergangenheit passiert ist und wie wir unsere Zukunft gestalten wollen. Was hat das nun mit Schusseligkeit zu tun? Es gibt Studien (z.B. Bey et al., 2015), die darauf hindeuten, dass uns besonders häufig kleine geistige Ausrutscher passieren, wenn wir von dem nach aussen gerichteten Modus in den nach innen gerichteten wechseln. Sozusagen ein neuropsychologischer Beleg für die Entschuldigung «ich war in Gedanken ganz woanders». Genau, bei dir selbst.

Was kann man tun, um weniger schusselig zu sein?

Wie bei so vielen Dingen, hat Stress auch auf Schusseligkeit einen negativen Einfluss. Heisst, Stress reduzieren und generell weniger zu multitasken kann helfen. Im echten Leben ist das aber nicht immer so einfach. Zwischen Job, Freizeit, Freunden und Familie gilt es oft viele Bälle gleichzeitig hochzuhalten. Da helfen tatsächlich vor allem klare Strukturen und Routinen. Man kann sich zum Beispiel angewöhnen immer vorm Verlassen des Hauses sich selbst zu fragen: Schlüssel, Handy, Portemonnaie? Oder man definiert feste Plätze für die Dinge, die man in der Regel ständig verlegt. Möglicherweise hilft auch Meditation gegen Schusseligkeit. Studien konnten zeigen, dass Mediations-erfahrene Menschen besser bewusst zwischen nach aussen und nach innen gerichtetem Fokus wechseln können. Das kann helfen mehr im Hier und Jetzt zu sein und dadurch weniger anfällig für Schussligkeiten zu sein.

Sind Schussel sympathischer?

Schusselig sein klingt wie ein Makel und ja, auch ich hätte mir gewünscht mein Paket nicht im Zug zu vergessen. Tatsächlich gibt es aber auch einen positiven Aspekt an den kleinen Ausrutschern. Kleine Makel machen uns sympathischer. In der Psychologie wird das der Pratfall-Effekt genannt (Helmreich, Aronson, & LeFan, 1970).

Forschende liessen Probanden in einem Experiment die Sympathie von Personen bewerten, die schwierige Quizfragen beantworteten. Besonders sympathisch fanden sie die Personen, die fast alle Antworten richtig hatten, aber zusätzlich ihre Kaffeetasse umstiessen.

Und wie ging es mit dem Paket weiter?

Für alle, die sich gefragt haben, was mit meinem Paket passiert ist: Dank dem Suchservice der Bahn durfte ich das Paket eine Woche später wieder in Empfang nehmen und konnte es noch rechtzeitig zurückschicken. Und wie verhindere ich, dass mir sowas in Zukunft wieder passiert? Ich stellte mir jetzt immer einen Wecker auf 5min vor meiner geplanten Umsteigezeit. So werde ich durch den externen Trigger aus meinen Gedanken gerissen und mein Fokus wird wieder aufs Aussen gerichtet. Hat bisher super funktioniert. Aber Achtung: Im Zweifel kann einen der Wecker-Ton so erschrecken, dass man sich selber Kaffee über die Kleider schüttet. Wie so oft im Leben ist es nicht so einfach.

Literatur

Bey, K., Montag, C., Reuter, M., Weber, B., & Markett, S. (2015). Susceptibility to everyday cognitive failure is reflected in functional network interactions in the resting brain. Neuroimage, 121, 1-9.

Broadbent, D.E., Cooper, P.F., FitzGerald, P., & Parkes, K.R.  (1982). The Cognitive Failures Questionnaire (CFQ) and its correlates. British Journal of Clinical Psychology, 21, 1-16.

Helmreich, R., Aronson, E., & LeFan, J. (1970). To err is humanizing sometimes: Effects of self-esteem, competence, and a pratfall on interpersonal attraction. Journal of personality and social psychology, 16(2), 259.

Markett, S., Montag, C., Diekmann, C., & Reuter, M. (2014). Dazed and confused: a molecular genetic approach to everyday cognitive failure. Neuroscience letters, 566, 216-220.

Markett, S., Reuter, M., Sindermann, C., & Montag, C. (2020). Cognitive failure susceptibility and personality: Self-directedness predicts everyday cognitive failure. Personality and Individual Differences, 159, 109916.

Wallace, J. Craig; Kass, Steven J.; Stanny, Claudia J. Rast, P., Zimprich, d., Van Boxtel, M., & Jolles, J.  (2009). Factor structure and measurement invariance of the Cognitive Failures Questionnaire across the adult life span. Assessment, Vol. 16(2), 145-158.

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Der 99-Effekt – die Psychologie der Preisgestaltung

5. April 2022 By Constanze Leave a Comment

Ein T-Shirt für 19,99 EUR, Flüssigseife für 1,99 EUR und der neueste Thriller von Sebastian Fitzek für 22,99 EUR. Eigentlich könnte man doch gleich 20 EUR für das Shirt, 2 EUR für die Seife und 23 EUR für das Buch verlangen, oder? Macht es doch kaum einen finanziellen Unterschied und würde z.B. unnötiges 1 Cent-Rückgeld geben vermeiden. Ok, das Argument zählt mittlerweile – wo beinahe jeder mit Karte bezahlt – kaum noch, aber tatsächlich wirkt diese Preisgestaltung schon ein wenig kompliziert.

Produkte mit 99er-Preis werden mehr gekauft

Wirken die 99er-Preise tatsächlich günstiger und fallen wir als Verbraucher:innen darauf rein? In einer recht bekannten Studie wollten die amerikanischen Forschenden Robert Schindler und Thomas Kibarian (1996) genau diese Frage beantworten. Dafür versendeten sie in Summe 90.000 Warenkataloge. Ein Drittel dieser Kataloge enthielt die typischen 99er Preise, also 4,99, 9,99 oder 19,99, das zweite Drittel der Kataloge bewarb Produkte mit glatten Preisen, also zum Beispiel 5, 10 oder 20 und das letzte Drittel der Prospekte beinhaltete Produkte mit 88er-Preise, also beispielsweise 4,88, 9,88 oder 19,88.

Das bedeutet, dass die Preise des letzten Drittels im Durchschnitt am niedrigsten waren und daher zu erwarten gewesen wäre, dass – wenn der Mensch ökonomisch handeln würde – am meisten Produkte aus diesen Katalogen gekauft wurden. Die Realität sah allerdings anders aus! Am meisten wurden Produkte aus den 99-er Katalogen gekauft und zwar signifikant mehr als aus beiden anderen Katalog-Versionen. In Prozent ausgedrückt kauften die Konsumierenden 8% mehr, wenn die Produkte auf «,99» endeten.

Warum tappen wir in die 99er-Falle?

Die Forschenden wollten nun natürlich verstehen: Was ist der Grund dafür? Fühlt sich 1 Cent weniger tatsächlich nach deutlich günstiger an? Um das zu untersuchen, wurden Proband:innen in einem Experiment (Bizer & Schnindler, 2005) daher entweder gefragt: «Wie viele Produkte zum Preis von 2,99 Dollar kann man mit 73 Dollar kaufen?» oder ihnen wurde die Frage «Wie viele Produkte zum Preis von 3 Dollar kann man mit 73 Dollar kaufen?». Tatsächlich stellte sich heraus, dass die Versuchsteilnehmenden kleinere Fehler bei der Aufaddierung machten und die Anzahl der Produkte mit 99er Preisen, die man für 73 Dollar kaufen kann, leicht überschätzten. Dieser Effekt wird verstärkt, wenn die Motivation, die Preise genau anzusehen, nicht sonderlich hoch ist oder der Konsumierende müde oder erschöpft ist. 

Darüber hinaus gibt es noch einen wichtigen Bedeutungseffekt. Damit wird beschrieben, dass die 99er-Preise eine Botschaft senden. Diese Preise wirken auf Probanden als sei es der niedrigste verfügbare Preis, als wäre er seit einiger Zeit nicht mehr angehoben worden beziehungsweise, dass es sich um ein Sonderangebot handelt (Schindler & Kibarian, 2001). Sonderangebote sind sowieso ein spannendes Thema: Dort ist nämlich tatsächlich die Höhe des Rabattes entscheidender für die Kaufentscheidung als der finale Endpreis (Boz, Arslan & Koc, 2017).

Luxusmarken setzen auf glatte Preise

Luxusmarken machen sich den oben erklärten Bedeutungseffekt übrigens zu Nutze, indem sie genau das Gegenteil tun. Dort findet man selten sogenannte «gebrochene Preise», sondern meistens glatte Preise, da diese Qualität und Luxus ausdrücken sollen. So konnte zum Beispiel experimentell nachgewiesen werden, dass sich eine Flasche Champagner besser verkaufte, wenn sie 40 Dollar anstatt 39,72 oder 40,28 Dollar kostete (Wadhwa & Zhang 2015).

Unglaublich, dass wir Konsument:innen uns wirklich davon beeinflussen lassen, nicht wahr? Die gute Nachricht ist allerdings, genau wie bei anderen Effekten, dass sie – zumindest zum Teil – ihre Wirksamkeit verlieren, wenn wir uns ihrer bewusst sind. In diesem Sinne: Happy Shopping.

Literatur

Bizer, G. Y., & Schindler, R. M. (2005). Direct evidence of ending‐digit drop‐off in price information processing. Psychology & Marketing, 22(10), 771-783.

Boz, H., Arslan, A., & Koc, E. (2017). Neuromarketing aspect of tourısm pricing psychology. Tourism Management Perspectives, 23, 119-128.

Schindler, R. M., & Kibarian, T. M. (1996). Increased consumer sales response though use of 99-ending prices. Journal of Retailing, 72(2), 187-199.

Schindler, R. M., & Kibarian, T. M. (2001). Image communicated by the use of 99 endings in advertised prices. Journal of Advertising, 30(4), 95-99.

Wadhwa, M., & Zhang, K. (2015). This number just feels right: The impact of roundedness of price numbers on product evaluations. Journal of Consumer Research, 41(5), 1172-1185.

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Pamela, zeig uns deinen (Schwimm-)Reif

23. Februar 2022 By Constanze Leave a Comment

Franziska Ströhm & Leonie Peters

Schönheit liegt im Auge des Betrachters. Und in der Belichtung. Und im Kontrast. Unrealistische Schönheitsideale überfluten insbesondere bildbasierte Social-Media-Plattformen wie Instagram. Immer mehr Influencerinnen lassen deswegen nun die perfekte Hülle fallen und zeigen: Instagram ist nicht gleich Reality. 

Und mal ehrlich: wer kennt es nicht? Ich liege sonntagnachmittags in Jogginghose auf der Couch und schaue mir zum dritten Mal das Staffelfinale von Pretty Little Liars an. In der einen Hand einen Schokoriegel, in der anderen das Handy, scrolle ich durch Instagram. Nach dem dritten Bikinifoto einer selbstbewusst lächelnden Schönheit fängt die Vergleichsmaschine an zu rattern. Ihre sonnengebräunten Beinchen, meine Jogginghosenstampfer. Ihr eingeölter Waschbrettbauch, meine Chipskrümel im Bauchnabel. Ihr strahlendes Lächeln, mein verzweifelter Blick in den Spiegel als ich realisiere, dass ich so schön niemals sein werde. Aber wieso stört mich das überhaupt, wenn ich doch ausgesprochen zufrieden mit meinem Couch-Tag war? 

Nach der Theorie des Psychologen Leon Festinger hat jeder Mensch das Bedürfnis, die eigenen Fähigkeiten und Fertigkeiten zu verbessern (Festinger, 1954). Bilde ich meine Visionen, Ansprüche und Motivationen, indem ich mich an anderen orientiere, nennt Festinger das den “sozialen Vergleich”. Dabei vergleichen wir uns vor allem mit Leuten, die uns ähnlich scheinen. Betrachte ich eine Person, die ich mir selbst als unterlegen wahrnehme, wird der Vergleich als “abwärtsgerichtet” bezeichnet. Dies kann gut für meinen Selbstwert und meine Körperwahrnehmung sein, jedoch meine Veränderungsmotivation schmälern. Wähle ich eine Vergleichsperson, welche mir in den für mich relevanten Merkmalen überlegen scheint, vergleiche ich mich “aufwärts”. Dies kann zwar sehr inspirierend wirken, jedoch meine Selbst- und Körperwahrnehmung verschlechtern. Wenn meine beste Freundin nach ihrer neuen Diät im Freibad alle Blicke auf sich zieht, nagt das doch etwas an meinem Selbstwertgefühl. 

Instagram ist eine Social-Media-Plattform, die zu jeder Tages- und Nachtzeit Material für den aufwärtsgerichteten Vergleich bietet. Influencerinnen zeigen ihr scheinbar alltägliches und dennoch perfekt inszeniertes Leben und werden so zur Vergleichsgruppe für junge Frauen. Die Wissenschaft mahnt Instagram überwiegend mit erhobenem Zeigefinger, denn sie zeigt: Dem Körperbild junger Frauen tut der ständige Aufwärtsvergleich nicht gut. Je häufiger und intensiver sie Instagram nutzen, desto eher neigen sie zur Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper, einem geringen Selbstwertgefühl und depressiven Symptomen (Sherlock & Wagstaff, 2019). Manchmal ertappe ich mich selbst dabei, dass ich eine andere Person schlecht rede, obwohl (oder gerade weil) ich sie insgeheim beneide. Wenn Vergleichspersonen “zu perfekt” sind, fällt es mir schwer, mich mit ihnen zu identifizieren. Das nennt sich “Kontrasteffekt”. Ich nehme die Vergleichsperson als so anders wahr, dass ich gar nicht erst anfange, Gemeinsamkeiten zu suchen, sondern mit Ablehnung und Missgunst auf sie reagiere (Meier & Schäfer, 2018; Meier, Gilbert, Börner & Possler, 2020). Manchmal ertappe auch ich mich dabei, wie ich eine andere Person schlecht rede obwohl – oder gerade, weil – ich sie insgeheim beneide. Diese Form von Neid ist destruktiv… aber Moment, kann Neid auch konstruktiv sein?

Einige Influencerinnen haben sich die negativen Auswirkungen von Instagram auf das Körperbild junger Frauen zum Anlass genommen, einer Gegenbewegung zu folgen: “Instagram vs. Reality”. Sie posten jeweils zwei Bilder. Eines entsprechend der gängigen Instagram-Perfektion: ihr trainierter Körper, inszeniert in schmeichelnder Pose und passender Belichtung. Direkt daneben ein weiteres, welches die Realität abbilden soll: ihr Körper unvorteilhaft gebeugt, Dehnungsstreifen und Orangenhaut im Bildfokus. Instagram-Nutzerinnen sollen darauf aufmerksam gemacht werden, dass “der perfekte Körper” nicht existiert. Der eingeölte Waschbrettbauch meines Vorbildes sieht dann plötzlich gar nicht mehr so trainiert aus, wenn sie so wie ich entspannt auf der Couch lümmelt. Das Gefühl, nicht gut genug zu sein, schlägt in wohlwollende Sympathie um. Ein bisschen Neid ist zwar immer noch da, aber eigentlich ist mein Vorbild doch gar nicht so anders als ich. Wenn sie es also schafft, erfolgreich zu sein, könnte ich mich morgen doch auch mal wieder aufraffen und Joggen gehen. Wenn die innere Vergleichsmaschine so arbeitet, entsteht ein sogenannter Assimilationseffekt (Meier & Schäfer, 2018; Meier, Gilbert, Börner & Possler, 2020). Weil die Vergleichsperson nahbar ist, kann ich mich mit ihren positiven Eigenschaften identifizieren – und bin motiviert. Neid kann sich so auch konstruktiv anfühlen. 

In der Theorie sollte ich mich also besser fühlen, wenn mein Startfeed auf Instagram mir neben makellosen Bikinifotos auch ganz alltägliche Bilder von Frauen in Jogginghosen-Sonntagslaune präsentieren würde. Marika Tiggemann und Isabella Anderberg, Psychologinnen der Flinders University in Australien, haben einen in einer Studie versucht, das zu prüfen. Dafür haben sie 305 Frauen im Alter von 18-30 Jahren zufällig in drei Gruppen eingeteilt. Der ersten Gruppe wurden “Instagram vs. Reality”-Fotos gezeigt. Die zweite Gruppe schaute sich nur die perfekten Fotos an, die in aller Manier bearbeitet wurden. Der dritten Gruppe wurden nur Fotos vorgelegt, die reale Körper ohne Filter zeigten. Alle Teilnehmerinnen gaben außerdem an, wie zufrieden sie mit ihren Körpern sind. Wie erwartet zeigte die Studie, dass die beiden Gruppen, die sich “Reality” und “Instagram vs. Reality”-Fotos ansahen, zufriedener mit ihrem eigenen Körper waren als die Gruppe, die sich nur perfekte Fotos anschaute (Tiggemann & Anderberg, 2020). Der Unterschied zwischen den drei Gruppen zeigt uns jedoch nicht, ob perfekte Instagram-Bilder das eigene Körperbild verschlechtern oder “Reality”-Fotos es verbessern – vielleicht ja sogar beides. 

Wir dürfen trotzdem wichtige Schlüsse daraus ziehen. Wer selbst ein Instagram-Profil hat, darf neben schönen Urlaubsbildern und gestellten Fotos aus dem Fitnessstudio auch gerne mal ein realistisches, ganz alltägliches Foto hochladen. Für uns als Followerinnen heißt das: Wenn der Blick auf Instagram bei mir ein schlechtes Gefühl bewirkt, ist das in Ordnung. Das geht nicht nur mir so. Mir bleibt aber die Wahl, wem ich folge und welche Vorbilder ich mir suche. Zudem tut es gut zu verstehen, dass ich mich unwohl fühle, weil ich mich aufwärtsvergleiche. 

Die Wissenschaft besinnt sich neben all den kritischen Stimmen also ihres erhobenen Zeigefingers und lehrt uns: Social-Media bietet den Userinnen auch eine Chance. Die Chance, sich mit realistischen Vorbildern zu vergleichen und den eigenen Körper ein kleines bisschen mehr zu akzeptieren. Mein Sonntagsoutfit betrachte ich etwas versöhnlicher und greife nochmals beherzt in die Chipstüte.

Literatur  

  • Festinger, L. (1954). A theory of social comparison processes. Human relations, 7, 117-140.
  • Meier, A., Gilbert, A., Börner, S., & Possler, D. (2020). Instagram inspiration: How upward comparison on social network sites can contribute to well-being. Journal of Communication, 70(5), 721-743. https://doi.org/10.1093/joc/jqaa025 
  • Meier, A., & Schäfer, S. (2018). The positive side of social comparison on social network sites: How envy can drive inspiration on Instagram. Cyberpsychology, Behavior, and Social Networking, 21, 411–417.https://doi:10.1089/cyber.2017.0708
  • Sherif, M., & Hovland, C. I. (1961). Social judgment: Assimilation and contrast effects in communication and attitude change.
  • Sherlock, M., & Wagstaff, D. L. (2019). Exploring the relationship between frequency of Instagram use, exposure to idealized images, and psychological well-being in women. Psychology of Popular Media Culture, 8, 482.
  • Tiggemann, M., & Anderberg, I. (2020). Social media is not real: The effect of ‘Instagram vs reality’images on women’s social comparison and body image. New Media & Society, 22, 2183-2199.

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Special Issue: Soziale Medien und das Selbst

19. Oktober 2021 By Constanze Leave a Comment

Fast vier Milliarden Menschen nutzen soziale Medien, das entspricht etwa der Hälfte der Weltbevölkerung. Rechnet man Kinder unter 13 Jahren raus, kommt man sogar auf die beeindruckende Zahl von 65% der Weltbevölkerung. 

Der oder die durchschnittliche globale Nutzer:in verbringt dabei täglich 144 Minuten in sozialen Medien. Eine enorme Zahl. Stellt euch vor, man würde jeden Tag die gleiche Zeit – also gut zwei Stunden – zum Beispiel damit verbringen eine neue Sprache oder ein Instrument zu lernen. Aus psychologischer Sicht ist nun natürlich spannend zu untersuchen, welchen Einfluss die Nutzung sozialer Medien auf Menschen hat. 

Master-Studierende der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg haben sich genau damit beschäftigt und hatten dabei das Ziel  komplexe Fachliteratur zu diesem Thema in spannende Artikel zu verwandeln. Unter der Leitung meiner ehemaligen Kollegin und grossartigen Freundin Dr. Silvana Weber haben sie sich zum Beispiel mit denn Themen beschäftigt, warum wir häufig viel länger am Handy daddeln als beabsichtigt oder was es mit uns macht, wenn wir auf Instagram und Co. mit den gestählten Körpern von Fitness-Influencern konfrontiert werden. 

In einem Special Issue zum Thema „Soziale Medien und das Selbst“ werden hier in den nächsten Wochen auf dem Blog die Texte von vier Studentinnen aus diesem Master-Seminar veröffentlicht. 

Ich freue mich sehr über diese (ersten) Gastbeiträge auf meinem Blog und wünsche Euch ganz viel Spass beim Lesen. 

Filed Under: Allgemein, Forschung vorgestellt, Instagram, Social Media, Special Issue

Pssst… die Psychologie der Geheimnisse

31. Januar 2021 By Constanze Leave a Comment

Kannst du ein Geheimnis für dich bewahren? Klar! Du musst mir versprechen, dass du es niemandem sagst, versprochen? Versprochen!

Diesen Dialog hat wohl ein jeder von uns schon mal so oder so ähnlich geführt. Denn im Schnitt trägt eine Person 13 Geheimnisse mit sich herum, davon teilen wir fünf mit niemandem. Bei den restlichen acht ist zumindest eine Person eingeweiht. Woher weiß man das so genau? Wer zählt denn die Geheimnisse anderer Menschen? Michael Slepian tut das!

Er ist Professor an der Columbia Business School in New York und in tausende von Geheimnisse eingeweiht. Es ist sein Job, Menschen nach ihren Geheimnissen zu fragen, denn er erforscht, was Menschen lieber für sich behalten und was das mit ihnen macht.

 

Geheimnisse drehen sich oft um Liebe und Finanzen

In seinen Studien konnte Michael Slepian feststellen, dass sich die Geheimnisse, die Menschen auf der Seele brennen, in 38 Kategorien einteilen lassen. Am häufigsten wurden Geheimnisse genannt, die sich um die Themen heimliche Liebe, Finanzen, sexuelle Vorlieben und Gedanken an eine andere Person als den Partner*in drehten. Die vollständige Liste aller Kategorien findet sich hier. Die am häufigsten genannten Gründe für die Geheimhaltung waren die Angst nach der Offenlegung schlecht dazustehen und kritisiert zu werden, der Wunsch Konflikte vermeiden zu wollen, die Angst eine Beziehung zu gefährden und das Streben nach Zugehörigkeit und Akzeptanz (Slepian, Chun, & Mason, 2017).

Geheimnisse können eine Last sein

Kinder lieben Geheimnisse, vor allem schöne, spannende und fantastische Geheimnisse. Für sie sind Geheimnisse ein wichtiges Werkzeug, um ihre eigene Identität zu finden. Es sind erste kleine Schritte hin zu eigenen Freiräumen und einem sich Abgrenzen von den Eltern. Wenn es sich aber um unschöne Geheimnisse handelt, die Angst- und Schuldgefühle erzeugen, ist es extrem wichtig, dass sie sich jemandem anvertrauen können. Ganz ähnlich ist das bei Erwachsenen.

In einer spannenden Serie von Studien untersuchte Michael Slepian und seine Kollegen über 11.000 Geheimnisse. Dabei konnten sie feststellen, dass es Menschen erheblich belastet, wenn sie ein Geheimnis für sich behalten müssen. Interessanterweise nicht, weil sie das Geheimnis in bestimmten Situationen aktiv verbergen mussten, sondern weil sie im Alltag – ob sie es wollten oder nicht – immer wieder an das Geheimnis denken mussten. Dieses Grübeln ist anstrengend und hat negative Auswirkungen auf das psychisches und auch physisches Wohlbefinden (Slepian, Greenaway, Masciampo, 2020).

Bei Geheimnissen gilt: Geteiltes Leid ist halbes und doppeltes Leid

Tatsächlich gibt es empirische Studien, die zeigen, dass sich das psychische und physische Wohlbefinden steigert, wenn man Geheimnisse mit Menschen teilt, die einem nahestehen. Außerdem konnte man feststellen, dass sich die Beziehung zwischen zwei Personen intensiviert, wenn einer den anderen ins Vertrauen zieht (Slepian & Moulton-Tetlock, 2019). Das klingt erst mal gut, allerdings hat das ganze auch eine Schattenseite, denn mit dem Geheimnis gibt man auch die Belastung weiter (Slepian & Greenaway, 2018).

Teilen oder nicht teilen? Teilen!

Wenn es niemandem gibt, mit dem wir unser Geheimnis teilen können oder wollen, dann gibt es immer noch die Option, es sich von der Seele zu schreiben, denn auch das hilft nachweislich. Allen, denen es nicht reicht seine Gedanken für sich aufzuschreiben, für die gibt es immer noch das Internet. Man kann beispielsweise anonym auf der Plattform PostSecret kleine und größere Geheimnisse teilen und soziale Unterstützung finden. Die spannendsten Geheimnisse wurden mittlerweile sogar als Buch veröffentlicht. Geheimnisse, die laut Buchbeschreibung heiter, rührend und manchmal auch verstörend sind und nebenbei das tröstliche Gefühl geben, dass man nicht der oder die Einzige ist, der oder die was zu verheimlichen hat.

 

Literatur

Slepian, M. L., Chun, J. S., & Mason, M. F. (2017). The experience of secrecy. Journal of Personality and Social Psychology, 113(1), 1.

Slepian, M. L., & Greenaway, K. H. (2018). The benefits and burdens of keeping others‘ secrets. Journal of Experimental Social Psychology, 78, 220-232.

Slepian, M. L., Greenaway, K. H., & Masicampo, E. J. (2020). Thinking through secrets: Rethinking the role of thought suppression in secrecy. Personality and Social Psychology Bulletin, 46(10), 1411-1427.

Slepian, M. L., & Moulton-Tetlock, E. (2019). Confiding secrets and well-being. Social Psychological and Personality Science, 10(4), 472-484.

 

 

 

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Schubladen sind für Unterwäsche, nicht für Menschen

18. September 2020 By Constanze Leave a Comment

Stellen Sie sich bitte einen Menschen vor, auf den die Beschreibung „mächtig und kompetent“ passt. Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass Sie dabei an einem Mann um die 50 denken. Eigentlich absurd, wo doch die mächtigste Person in Deutschland  seit 15  Jahren eine Frau ist. Aber leider reicht eine Bundeskanzlerin alleine nicht, um gegen ein Stereotyp anzukommen und dass Millionen von Menschen dies verinnerlicht haben.

Mädchen sind (nicht) schlechter in Mathe – außer man erinnert sie daran

Die psychologische Forschung beschäftigt sich schon relativ lange mit der Frage, wie Stereotype das Verhalten derer beeinflussen, die zu einer stereotypisierten Gruppe gehören. Psychologen nennen das Stereotyp Threat. In einem sehr bekannten Experiment lies Claude Steele, Professor für Sozialpsychologie, 1997 an der Stanford University weibliche und männliche Studierende an einem Test für mathematische Fähigkeiten teilnehmen. Der Hälfte der Probanden wurde vor Beginn des Tests gesagt, dass es bei diesem Test in der Regel starke Geschlechtsunterschiede gäbe. Spannenderweise schnitten die Frauen, denen das zuvor gesagt wurde, im anschließenden Test tatsächlich schlechter ab als die männlichen Teilnehmer. Bei den anderen 50 Prozent der Versuchsteilnehmer, die zuvor nichts dergleichen gehört hatten, gab es keinen signifikanten Geschlechtsunterschied im Mathetest.

Stereotype können auch subtil aktiviert werden

Dramatischerweise reicht es, unmittelbar vor Beginn eines Mathematiktest Studierende zu bitten, ihr jeweiliges Geschlecht anzukreuzen, um die Leistung weiblicher Teilnehmer einbrechen zu lassen. Wurde das Geschlecht erst nach Abschluss des Mathe-Tests abgefragt, konnten keine Leistungsunterschiede zwischen den Geschlechtern festgestellt werden (Strickler & Ward, 2004).

Das bedeutet, es reicht vor einem Test oder bei den Bundesjugendspielen vorm Werfen „Ladies first“ oder „Los Mädls, Ihr schafft das!“ zu sagen, und schon kann dies negative Stereotype aktivieren und in Leistungssituationen schaden, selbst wenn es eigentlich nur nett gemeinte Kommentare waren.

Die Angst ein Stereotyp zu bestätigen, frisst kognitive Ressourcen

Was ist der Mechanismus hinter derartigen Effekten? Eine beliebte Erklärung ist, dass die Erinnerung an ein negatives Stereotyp eine Art kognitive Belastung ist (Schmader & Johns, 2003). Das heißt, wenn man einen Afroamerikaner daran erinnert, dass seine ethnische Gruppe in IQ-Tests in der Regel schlechter abschneidet als weiße Testteilnehmer, wird diese Information bewusst oder unbewusst bearbeitet. Das Arbeitsgedächtnis ist damit beschäftigt diese Information wegzuschieben, abzumildern oder zu verarbeiten und das kostet Ressourcen, die dann nicht mehr für die eigentliche Aufgabe zur Verfügung stehen. Für diese Erklärung spricht unter anderem der Befund, dass Stereotype über die eigene Gruppe nur bei schwierigen Aufgaben zu einer Leistungseinbuße führen. Aufgaben bei denen man optimalerweise die gesamte kognitive Kapazität zu Verfügung hat.

Stereotype bilden sich bereits in jungen Jahren

Was kann man nun tun, um diesem Effekt entgegenzuwirken? Stereotype bilden sich vor allem in jungen Jahren. Kinder haben – genau wie Erwachsene – den Wunsch, Teil einer sozialen Gruppe zu sein und orientieren sich daher unbewusst an Gruppen-Erwartungen. Deswegen finden Mädchen im Kindergarten plötzlich rosa ganz toll, weil das die anderen Mädchen auch mögen, die Erzieherin implizit annimmt, das sei die Mädchen-Lieblingsfarbe und es durch Medien wie Kinderbücher mit rosa-gekleideten Prinzessinnen und Einhörnern noch verstärkt wird. Eltern können hier bewusst gegensteuern. Sie können ihre Kinder z.B. darauf aufmerksam machen, wenn sie eine Polizistin, eine Busfahrerin oder eine Ärztin sehen.

Man kann auch selbst erfolgreich gegen die Beeinträchtigung durch negative Stereotype der eigenen Gruppe gegenüber ankämpfen. Forscher konnten zeigen, dass eine 15 minütige Übung, in der man sich auf seine eigenen Stärken besinnt, wie eine Impfung gegen die Bedrohung durch Stereotype wirkt (Cohen, Purdie-Vaughns & Garcia, 2012). Zudem hilft es, sich positive Gegenbeispiele vor Augen zu führen. Wenn es beispielsweise heißt, Afroamerikaner sind intellektuell weniger leistungsfähig, hilft es an Barack Obama zu denken. Schließlich wurde er nicht nur Präsident der Vereinigten Staaten, sondern ist auch Absolvent der juristischen Fakultät einer Eliteuniversität.

PS: Ein Erlebnis das Hoffnung macht

Diesen Artikel habe ich im Zug auf dem Weg von Italien nach Deutschland verfasst und dabei wurde ich von einer Polizistin nach meinen Ausweis-Dokumenten gefragt. Das hat mich tatsächlich doppelt gefreut. Zum einen, weil es eine weibliche Polizistin war, und zum zweiten weil ich äußerst selten kontrolliert werde. Tatsächlich kommt das eigentlich nie vor, da ich optisch offenbar nicht zu einer stereotypisierten Gruppe gehöre und daher nicht unter dem Generalverdacht stehe, etwas Illegales zu tun. Wir schreiben das Jahr 2020 und es gibt also Grund zur Hoffnung.

 

Literatur

Steele, C. M. (1997). A threat in the air: How stereotypes shape intellectual identity and performance. American psychologist, 52(6), 613.

Cohen, G. L., Purdie-Vaughns, V., & Garcia, J. (2012). An identity threat perspective on intervention. In M. Inzlicht & T. Schmader (Eds.), Stereotype threat: Theory, process, and application (p. 280–296). Oxford University Press.

Stricker, L. J., & Ward, W. C. (2004). Stereotype Threat, Inquiring About Test Takers‘ Ethnicity and Gender, and Standardized Test Performance 1. Journal of Applied Social Psychology, 34(4), 665-693.

Schmader, T., & Johns, M. (2003). Converging evidence that stereotype threat reduces working memory capacity. Journal of personality and social psychology, 85(3), 440.

 

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Bill Gates, das Coronavirus und andere Verschwörungstheorien

8. Mai 2020 By Constanze Leave a Comment

Wussten Sie schon, dass Deutschland in Kürze die Demokratie abschaffen wird? Gut, dass Vegan-Koch Attila Hildmann darüber auf seiner Facebook Seite aufklärt. Aus aktuellem Anlass – gibt er bekannt – habe er sich in den Untergrund zurückgezogen und fordert seine Follower auf, mit ihm bewaffneten Widerstand gegen die neue Weltordnung zu leisten. Dass an Corona Bill Gates Schuld ist, wissen Sie wahrscheinlich bereits, der Vollständigkeit halber soll es aber hier nochmal erwähnt sein.

Influencer bleib bei deinen Leisten

Ähnlich krude Mitteilungen werden aktuell vom ehemaligen „Popstars“-Juror Detlef D! Soost, vom Sänger Xavier Naidoo und von der Influencerin Anne Wünsche verbreitet. Gemeinsam ist ihnen, dass sie durch TV-Formate und Social Media bekannt wurden und ihnen Millionen von Leuten auf Instagram durch ihren Alltag folgen. Genau diese Reichweite macht es so gefährlich.

Aktuell gilt auch für Prominente: Bleibt zuhause! Dadurch kann ein verstärktes Sendungsbewusstsein schnell auf relative Bedeutungslosigkeit treffen. Die Psychologen Roland Imhoff und Pia Lamberty (2017) konnten in einer Serie von drei Experimenten zeigen, dass sowohl Narzissmus als auch ein großes Einzigartigkeitsgefühl ein Antrieb für Verschwörungstheoretiker sind. Somit scheinen Verschwörungstheorien eine ideale Beschäftigung für Promis zu sein, die zuhause ohne Publikum ausharren müssen.

Die aktuelle Unsicherheit befeuert Verschwörungstheorien

Zur Corona-Zeit haben Verschwörungstheorien Hochkonjunktur, folgen dabei aber alten Mustern. Meist geht es um eine schwer greifbare Macht. Das ist erstmal ziemlich bedrohlich und wenn Menschen das Gefühl von Kontrollverlust haben, suchen sie Strategien, um damit umzugehen. Eine mögliche Strategie ist es Muster zu sehen, wo keine sind, und mit einer Schwarz-Weiß-Sicht einfache Erklärungen zu finden. Verschwörungs-Narrative helfen daher die Welt zu strukturieren. Dabei gehen Verschwörungstheorien oft mit einer Feindseligkeit gegenüber bestimmten Gruppen einher. Im Mittelalter wurde den Juden die Schuld an der Pest gegeben und auch heute spielen häufig antisemitisch motivierte Erklärungen eine Rolle in Verschwörungstheorien. So zeigte sich auch in Studien, dass Menschen mit Verschwörungsglauben sich eher politischen Alternativen außerhalb des demokratischen Spektrums zuwenden (Lamberty & Leisner, 2019).

Die Verschwörer-Mentalität

Forschungs-Ergebnisse konnten zeigen, dass Menschen, die an Verschwörungstheorien glauben, auch auf Behauptungen vertrauen, die sich gegenseitig ausschließen. So konnten englische Forscher in einer Studie zeigen, dass Menschen, die eher der Meinung waren, dass Prinzessin Diana vom Geheimdienst umgebracht wurde, auch eher daran glaubten, dass Lady Di immer noch lebt (Wood et al., 2012). Menschen mit dieser Verschwörer-Mentalität stört dieser offensichtliche Widerspruch nicht. Sie zeichnen sich durch eine generelle Skepsis gegenüber Personen aus, die als mächtig wahrgenommen werden und unterstellen ihnen schnell mal böse Absichten. Problematisch ist, dass Menschen mit Verschwörer-Mentalität sich eher an den Rat von Nicht-Fachleuten halten und medizinischen Autoritäten misstrauen (Jolley & Douglas, 2014). Heißt, die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass Menschen, die an Verschwörungstheorien zum Corona-Virus glauben, auch Gesundheitsratschläge, wie z.B. häufiges Händewaschen oder Abstandhalten nicht befolgen.

Beim nächsten Gespräch mit einem Mitmenschen, der daran glaubt, dass Bill Gates am Corona-Virus Schuld ist, lohnt sich die Nachfrage, ob er oder sie auch Chemtrails glaubt. Falls ja, ist es sinnvoll, ganz schnell auf Abstand zu gehen.

 

Literatur

Imhoff, R., & Lamberty, P. K. (2017). Too special to be duped: Need for uniqueness motivates conspiracy beliefs. European Journal of Social Psychology, 47(6), 724-734.

Jolley, D., & Douglas, K. M. (2014). The effects of anti-vaccine conspiracy theories on vaccination intentions. PloS One, 9.

Lamberty, P., & Leiser, D. (2019). Sometimes you just have to go in-Conspiracy beliefs lower democratic participation and lead to political violence.

Wood, M. J., Douglas, K. M., & Sutton, R. M. (2012). Dead and alive: Beliefs in contradictory conspiracy theories. Social Psychological and Personality Science, 3(6), 767-773.

 

 

 

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Inspiration Instagram

1. März 2019 By Constanze Leave a Comment

Als ich klein war wollten meine Freunde Lehrer, LKW-Fahrer oder Tierpfleger werden. Heute dagegen stehen Berufswünsche wie Influencer oder YouTube-Star ganz weit oben auf der Liste. Eine wirtschaftlich weise Entscheidung, bedenkt man, dass Social Media Berühmtheiten wie Caro Dauer, Sami Silmani oder Leandra Medine für einen Post 500 bis 12000 Euro bekommen.
Trotzdem sind Eltern – nachvollziehbarerweise – bei solchen Karriere-Wünschen häufig skeptisch. Dafür gibt es mindestens zwei Gründe: Zum einen schafft es der Großteil der wanna-be-Influncer nie in die Riege der Großverdiener, da ist eine Ausbildung bei der Bank schon vernünftiger. Im öffentlichen Dienst weiß man zumindest was man bekommt: ein festes Einkommen und eine gute Altersvorsorge wenn auch wenig #fame. Zum anderen – selbst wenn es der eigene Nachwuchs in den Influencer-Zenit schafft – möchte man seine Tochter halb nackt mit einem neuen Paket Proteinpulver oder einer Daniel Wellington Uhr mit super exklusivem Rabattcode sehen? Die Antwort lautet wohl klar „nein“.

Zeitverschwendung Instagram?

Ist Instagram nun reine Zeitverschwendung? Wie so oft ist die Antwort „es kommt drauf an“. Es kommt darauf an was man sich auf Instagram ansieht und was das bei der jeweiligen Person auslöst. Instagram ist eine visuelle Plattform, die hauptsächlich aus Bildern und mal mehr oder weniger inspirierenden oder informativen Bildunterschriften besteht. Scrollt man so durch den eigenen Feed kann schnell der Eindruck entstehen, dass der Rest der Welt gerade Urlaub an einer Traum-Destination verbringt, den Traumprinz geheiratet hat, vor wenigen Stunden das süßeste Baby überhaupt in die Welt gesetzt hat und nebenbei noch 4h Sport am Tag macht, einen Adonis-gleichen Körper hat und hart am #husteln und ein #girlboss ist. Bei dieser heilen Gute-Laune-Welt kann man schon mal neidisch werden.

Neid kann inspirierend sein

Das Neid aber nicht gleich Neid ist, konnten Adrian Meier von der Uni Mainz und seine Kollegen zeigen. Sie teilten 270 Instagram Nutzern in zwei Gruppen ein. Gruppe eins wurden eher unästhetische aus dem Leben gegriffene Reise- und Natur-Aufnahmen präsentiert, während Gruppe zwei idealisierte Bilder von Reisen und Natur gezeigt wurden. Im Anschluss fragten sie die Teilnehmer ob sie sich mit den Personen, die die Bilder aufgenommen haben, vergleichen würden? Falls ja, fühlen sie sich den Fotografen z.B. hinsichtlich ihrer Fotografie-Fähigkeiten oder des Reiseverhaltens eher über- oder unterlegen. Wie zu erwarten fühlten sich die Teilnehmer denen die professionell und idealisierten Bilder gezeigt wurden den Fotografen eher unterlegen. Interessant ist nun, dass diese gefühlte Unterlegenheit zu einer produktiven Form des Neids führen kann, den die Versuchsteilnehmer als inspirierend beschrieben und als Impuls sahen selbst die beste Version ihrer selbst zu werden.

Follow me

Auch wenn viele Instagram Nutzer häufig mehr Zeit damit verbringen durch ihren Feed zu scrollen als geplant, kann dieses Abtauchen in die Glückliche-Bilder-Welt ein Motivator sein selbst im echten Leben was zu ändern. Daher ist es sinnvoll bewusst auszuwählen welchen Accounts man auf Instagram folgen will. Wie gut, dass mein Feed aus (idealisierten!) Pferde- und Essensbildern, tollen Reisedestinationen und Profi-Athlethen besteht. Was das über mein zukünftiges Leben aussagt? Möglicherweise sitze ich als 80jährige mit straffem Bizeps in Neuseeland und sehe meiner Pferde-Herde beim Grasen zu während ich genüsslich eine Green Smoothie Bowl schlürfe. Der Gedanke gefällt mir.

 

Literatur

Meier, A., Gilbert, A., Börner, S., & Possler, D. (2019, Januar). Positive Wirkungen durch soziale Aufwärtsvergleiche auf sozialen Netzwerkseiten? Wie Instagram-Nutzung Inspiration hervorrufen und so das Wohlbefinden steigern kann. Vortrag auf der 25. Jahrestagung der Fachgruppe Rezeptions- und Wirkungsforschung der Deutschen Gesellschaft für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft (DGPuK), Mainz.

Meier, A., & Schäfer, S. (2018). The Positive Side of Social Comparison on Social Network Sites: How Envy Can Drive Inspiration on Instagram. Cyberpsychology, Behavior, and Social Networking, 21(7), 411-417.

 

 

 

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Mein Name ist Constanze und ich bin promovierte Psychologin. Ich mag gute Theorien und wissenschaftliche Erkenntnisse, die einem helfen das Leben besser zu verstehen.

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