Das fängt ja schon mal gut an. Während ich an diesem Artikel schreibe, löffle ich gerade mein Frühstück. Eine Unsitte wie meine (hoffentlich gute) Erziehung mir sagen würde, aber leider eine eingefahrene Gewohnheit. Eine Gewohnheit, die ich eigentlich ganz gerne mag. Denn Essen ist super, egal ob mit Familie und Freunden, alleine oder eben nebenbei. Außerdem ist nebenbei doch auch hocheffizient. Während ich z.B. morgens meine Mails checke, mampfe ich mein Frühstück. Spart sicher 15 Minuten Zeit, wenn nicht mehr. Kaffee kann man auch super vor dem Laptop trinken und tatsächlich „versüße“ ich mir mit einem Snack oder einem Getränk gerne mal Arbeiten am Computer, auf die ich eher weniger Lust habe.
Auch beim Autofahren kann man sehr gut nebenbei Essen. Mittlerweile habe ich das Auto-Frühstück beinahe perfektioniert und danke einer immer größer werdenden Sammlung an Thermosbechern und Tupperdosen gibt es Tee, Kaffee und Kleinigkeiten zum schnabulieren. Da kann manches Hotel- Frühstücksbuffet vor Neid erblassen.
Mobile-Eater
Mittlerweile gibt es sogar einen Namen für den Nebenbei-Esser und die Nebenbei-Esserin. Für eine Studie im Auftrag von Nestlé taufte das Allensbach-Institut solche Leute wie mich Mobile-Eaters. Die extremste Ausprägung stellen – laut Studie –Mobile Eater dar, die single sind. Die essen angeblich meist keine einzige Hauptmahlzeit geregelt an einem Tisch, so wie sich das gehört.
Ernährungsexperten können über Mobile-Eater nur den Kopf schütteln und warnen eindringlich vor Gewichtszunahme. Man verliert eben schnell den Überblick über das was und wie viel man schon gegessen hat, wenn man das immer nur nebenbei macht.
Nebenbei Essen beeinträchtig den Geschmack
Zwei Niederländische Forscherinnen interessierten sich dafür, ob Nebenbei-Essen dem Geschmack schadet. In einer Serie von vier Studien teilten sie ihre Probanden in jeweils zwei Gruppen und gaben ihnen verschiedene Getränke (süß oder sauer) oder salzige Cracker. Während die eine Gruppe nur trinken bzw. essen sollte und bewerten wie die Dinge schmecken, erhielt die andere Gruppe zusätzlich eine Gedächtnisaufgabe und musste sich bis zu siebenstellige Zahlen merken. Die Wissenschaftler interessierte, ob die Versuchsteilnehmer die Getränke und Snacks unterschiedlich bewerten und wie viel sie davon konsumierten. Die spannenden Ergebnisse waren, dass die Nebenbei-Esser und – Trinker nicht nur deutlich mehr konsumierten, sondern auch die Geschmäcker als weniger intensiv bewerteten. Zitronen-Wasser, das von der einen Gruppe schon als ziemlich sauer bewertet wurde fand die Gruppe, die nebenbei noch eine Gedächtnisaufgabe zu lösen hatte, noch ganz ok.
Essen braucht Aufmerksamkeit
Die Forscherinnen erklären sich die Ergebnisse damit, dass Essen und vor allem Schmecken Aufmerksamkeit braucht. Wenn aber die mentale Kapazität für etwas Anderes verwendet wird, bleiben weniger Ressourcen für das Schmecken übrig. Was kann man daraus nun für den Alltag mitnehmen? Wenn es ein richtig leckeres Essen gibt, dann bitte Handy und Co. weg beim Essen, auch wenn man alleine ist. Wenn das Essen aber eher in die Kategorie „Küchenunfall“ fällt, dann gerne her mit der Ablenkung und schon schmeckt das Essen weniger versalzen.
Literatur
van der Wal, R. C., & van Dillen, L. F. (2013). Leaving a flat taste in your mouth: task load reduces taste perception. Psychological Science, 24, 1277-1284.