Als ich klein war wollten meine Freunde Lehrer, LKW-Fahrer oder Tierpfleger werden. Heute dagegen stehen Berufswünsche wie Influencer oder YouTube-Star ganz weit oben auf der Liste. Eine wirtschaftlich weise Entscheidung, bedenkt man, dass Social Media Berühmtheiten wie Caro Dauer, Sami Silmani oder Leandra Medine für einen Post 500 bis 12000 Euro bekommen.
Trotzdem sind Eltern – nachvollziehbarerweise – bei solchen Karriere-Wünschen häufig skeptisch. Dafür gibt es mindestens zwei Gründe: Zum einen schafft es der Großteil der wanna-be-Influncer nie in die Riege der Großverdiener, da ist eine Ausbildung bei der Bank schon vernünftiger. Im öffentlichen Dienst weiß man zumindest was man bekommt: ein festes Einkommen und eine gute Altersvorsorge wenn auch wenig #fame. Zum anderen – selbst wenn es der eigene Nachwuchs in den Influencer-Zenit schafft – möchte man seine Tochter halb nackt mit einem neuen Paket Proteinpulver oder einer Daniel Wellington Uhr mit super exklusivem Rabattcode sehen? Die Antwort lautet wohl klar „nein“.
Zeitverschwendung Instagram?
Ist Instagram nun reine Zeitverschwendung? Wie so oft ist die Antwort „es kommt drauf an“. Es kommt darauf an was man sich auf Instagram ansieht und was das bei der jeweiligen Person auslöst. Instagram ist eine visuelle Plattform, die hauptsächlich aus Bildern und mal mehr oder weniger inspirierenden oder informativen Bildunterschriften besteht. Scrollt man so durch den eigenen Feed kann schnell der Eindruck entstehen, dass der Rest der Welt gerade Urlaub an einer Traum-Destination verbringt, den Traumprinz geheiratet hat, vor wenigen Stunden das süßeste Baby überhaupt in die Welt gesetzt hat und nebenbei noch 4h Sport am Tag macht, einen Adonis-gleichen Körper hat und hart am #husteln und ein #girlboss ist. Bei dieser heilen Gute-Laune-Welt kann man schon mal neidisch werden.
Neid kann inspirierend sein
Das Neid aber nicht gleich Neid ist, konnten Adrian Meier von der Uni Mainz und seine Kollegen zeigen. Sie teilten 270 Instagram Nutzern in zwei Gruppen ein. Gruppe eins wurden eher unästhetische aus dem Leben gegriffene Reise- und Natur-Aufnahmen präsentiert, während Gruppe zwei idealisierte Bilder von Reisen und Natur gezeigt wurden. Im Anschluss fragten sie die Teilnehmer ob sie sich mit den Personen, die die Bilder aufgenommen haben, vergleichen würden? Falls ja, fühlen sie sich den Fotografen z.B. hinsichtlich ihrer Fotografie-Fähigkeiten oder des Reiseverhaltens eher über- oder unterlegen. Wie zu erwarten fühlten sich die Teilnehmer denen die professionell und idealisierten Bilder gezeigt wurden den Fotografen eher unterlegen. Interessant ist nun, dass diese gefühlte Unterlegenheit zu einer produktiven Form des Neids führen kann, den die Versuchsteilnehmer als inspirierend beschrieben und als Impuls sahen selbst die beste Version ihrer selbst zu werden.
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Auch wenn viele Instagram Nutzer häufig mehr Zeit damit verbringen durch ihren Feed zu scrollen als geplant, kann dieses Abtauchen in die Glückliche-Bilder-Welt ein Motivator sein selbst im echten Leben was zu ändern. Daher ist es sinnvoll bewusst auszuwählen welchen Accounts man auf Instagram folgen will. Wie gut, dass mein Feed aus (idealisierten!) Pferde- und Essensbildern, tollen Reisedestinationen und Profi-Athlethen besteht. Was das über mein zukünftiges Leben aussagt? Möglicherweise sitze ich als 80jährige mit straffem Bizeps in Neuseeland und sehe meiner Pferde-Herde beim Grasen zu während ich genüsslich eine Green Smoothie Bowl schlürfe. Der Gedanke gefällt mir.
Literatur
Meier, A., Gilbert, A., Börner, S., & Possler, D. (2019, Januar). Positive Wirkungen durch soziale Aufwärtsvergleiche auf sozialen Netzwerkseiten? Wie Instagram-Nutzung Inspiration hervorrufen und so das Wohlbefinden steigern kann. Vortrag auf der 25. Jahrestagung der Fachgruppe Rezeptions- und Wirkungsforschung der Deutschen Gesellschaft für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft (DGPuK), Mainz.
Meier, A., & Schäfer, S. (2018). The Positive Side of Social Comparison on Social Network Sites: How Envy Can Drive Inspiration on Instagram. Cyberpsychology, Behavior, and Social Networking, 21(7), 411-417.
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