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Gedächtnis

Anfang gut, Ende gut, Trinkgeld gut.

31. März 2018 By Constanze Leave a Comment

Es ist Dienstag 6.45 Uhr morgens irgendwo in einer Ranger-Station im Kibale Forest National Park, Uganda. Zu viert lauschen wir – mit Trekkingkleidung und Kameras ausgerüstet – aufmerksam dem Briefing. Unser Guide Gordon verkündet uns, dass wir „very lucky“ sind, denn heute „will your dream come true“. Ein gewagtes Versprechen wie mir scheint, aber ich bin gerne gewillt das zu glauben.

Der Plan für heute: Schimpansen Habituation. Übersetzt heißt das, wir werden den ganzen Tag kreuz und quer durch den Regenwald stapfen und wilde Schimpansen suchen, die sich an Menschen gewöhnen sollen.  Was ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht wusste: Es kann bis zu 10 Jahre dauern, in denen die Affen täglich von Menschen besucht werden, bis sie die menschliche Nähe tolerieren. Die Familie, die wir besuchen wollen wird erst seit kurzem an Menschen gewöhnt.

Guide Gordon hatte wohl keine psychologische Schulung, hat aber bereits alles richtig gemacht. Durch seine gewagte Ankündigung ist unsere Begeisterung geweckt. Dass ich mich noch so gut an das Gesagte erinnern kann, ist dem Primacy-Effekt (deutsch: Primäreffekt) zu verdanken. Unser Gedächtnis kann sich Dinge, die z.B. zu Beginn eines Vortrags gesagt werden oder ganz oben auf einer Liste stehen besonders gut merken.

Guide Gordon, bewaffnet mit Handy, Kalaschnikow und Turnbeutel, bereit für einen langen Tag im Regenwald.

Kurz zusammengefasst ist in den darauf folgenden 10h Folgendes passiert: Nach circa 40 min Fußmarsch entdeckten wir einen großen Feigenbaum auf dem vier Schimpansen saßen. Allerdings in etwa sieben Meter Höhe, was das Fotografieren und Beobachten schwierig machte. Was ich dabei aber gelernt habe, ist, dass Schimpansen eine sehr aktive Blase haben und in der Nähe des Feigenbaums daher immer die Gefahr von „goldenem Regen“ herrscht. Im Verlauf des weiteren Tages sind wir einer Schimpansen-Familie quer durch den Regenwald hinterhergerannt, Ameisenattacke und tropischen Platzregen inklusive. Auch wenn wir nur immer kurz etwas von einzelnen Schimpansen erspähen konnten, war das ein ziemlich eindrucksvolles Erlebnis. Die nahen Schreie mit denen sie untereinander kommunizieren, den kurzen Anblick wie sich ein Schimpanse durch den Baum schwingt und das aufregende Gefühl ganz nah dran zu sein.

Gegen 17 Uhr näherten wir uns wieder unserem Ausgangspunkt. Gordon, der die letzten Stunden recht schweigsam war, meldete sich wieder zu Wort. Charmant erzählte er uns noch ein wenig über die Spezies Schimpanse, ließ unseren Tag Revue passieren und lobt, dass wir so gut durchgehalten hätten. Nein, nein, das könne er nicht mit jeder Gruppe machen, so fit müsse man erst mal sein. Ob dieses Kompliment nun ernst gemeint war, oder nicht, wir freuten uns natürlich über das Lob. Psychologisch war das wieder sehr schlau. Gordons zweiter Coupé ist dem Recency-Effekt (deutsch: Rezenzeffekt) zu verdanken. Neben Anfängen bleiben auch Enden besonders gut im Gedächtnis. Dies gilt für Vorträge, genauso wie für mündliche Prüfungen, aber auch für Einkaufslisten, die zuhause vergessen wurden. Ist das Einstiegsthema der Prüfung gut vorbereitet und wird die letzte Frage souverän beantwortet, gibt es mit hoher Wahrscheinlichkeit eine gute Note, selbst wenn es in der Mitte der Prüfung etwas zäher war. Genauso schaffen es auch ohne Einkaufszettel sehr wahrscheinlich die ersten und letzten Items der Liste in den Einkaufskorb, während der Puderzucker, der in der Mitte stand, vergessen wird.

Zwei Wochen später sollte mein Traum doch noch wahr werden. Allerdings handelt es sich hier um einen gerettet Schimpansen, der an Menschen gewöhnt ist.

Am Ende sind wir vier glücklich, auch wenn zumindest meine Traumvorstellung nicht zu 100% erfüllt wurde, wie er uns zu Beginn versprochen hat. Dafür hätte ich das in meiner naiven Vorstellung alles gerne ein wenig näher und zutraulicher gehabt. Vielleicht eine Mama und ihr Baby, die wir beobachten können oder ein draufgängerischer Schimpansen-Halbstarker, der sich in unsere direkte Nähe traut. Trinkgeld kriegt Guide Gordon trotzdem. Er hat sich ja Mühe gegeben, zumindest am Anfang und am Ende.

 

 

 

Filed Under: Allgemein, Erstaunliche Effekte, Tolle Effekte, Tolle Theorien Tagged With: Allgemeine Psychologie, Forschung, Gedächtnis, Primacy Effekt, Psychologie, Recency Effekt, Tipps für den Alltag, Tolle Effekte, Wissenschaft

Der Zeigarnik-Effekt –Stress durch unerledigte Dinge

17. September 2017 By Constanze Leave a Comment

Es gibt so Tage an denen wurstelt man den ganzen Tag eifrig vor sich hin, arbeitet Sachen ab, erledigt ganz viele kleine Dinge und am Ende des Tages fragt man sich „Wo ist dieser Tag hin und was habe ich heute eigentlich gemacht und geschafft?“. Solche, nicht sehr angenehmen Gedanken, sind dem Zeigarnik-Effekt geschuldet. Der Effekt besagt, dass wir uns kaum an abgeschlossene, aber an offene nicht beendete Aufgaben extrem gut erinnern. Benannt ist der Effekt nach der russischen Psychologin Bljuma Wulfwna Seigarnik.

Der Schreibtisch quillt über, der Kopf ist voll, das Stresslevel hoch und am Abend fühlt es sich trotzdem nach einem umerfolgreichen Tag an? Schuld daran ist der Zeigarnik-Effekt.

Der Kellner mit dem unglaublichen Gedächtnis

Angeblich saß Bljuma Wulfwna Seigarnik in den 20er Jahren in Berlin in einem Kaffee und beobachtete interessiert einen Kellner, der scheinbar ein unglaubliches Gedächtnis hatte. Im Café herrschte reger Betrieb, doch der Kellner vergaß keine einzige Bestellung und brachte jedem Gast das richtige Getränk, Tortenstück oder Sandwich. Als Bljuma Seigarnik ihn fragte, ob er sich denn an die bereits servierten Bestellungen erinnern könne, zuckte der Kellner nur mit den Achseln und konnte kaum eine der Bestellungen richtig wiedergeben. Fasziniert von dieser Beobachtung fing Bljuma Seigarnik an zu forschen und stellte schnell fest, dass es sich hierbei anscheinend um ein allgemeingültiges Phänomen handelt.

Unvollendete Aufgaben werden besser im Gedächtnis behalten als vollendete.


Eigentlich ist das eine ziemlich gute Marotte unseres Gedächtnisses. Wir haben einen inneren Drang Aufgaben zu Ende zu bringen und an die offenen Punkte auf unserer To Do-Liste zu denken. Auch Drehbuchautoren machen sich diesen Effekt zu Nutze und verschachteln die parallelen Handlungsstränge auf eine Art und Weise, dass immer mindestens ein Handlungsstrang auf die Auflösung wartet. Ein Kniff den viele Serien mit dramatischen Cliffhangern am Ende der einzelnen Folgen perfektioniert und dadurch einen regelrechten Suchtfaktor haben.

So praktisch das alles zu sein scheint, hat der Zeigarnik-Effekt auch seine Schattenseiten. Diese Schattenseiten haben wohl die meisten von uns schon einmal zu spüren bekommen, z.B. Sonntagabends wenn man sich im Gedanken an die neue Woche mit all ihren Terminen, To-Dos und Aufgaben unruhig im Bett wälzt und nur schwer zur Ruhe kommt (Syrek, Weigelt, Peifer, & Antoni, 2017).

Die gute alte To Do- Liste

Tatsächlich kann die gute alte To Do-Liste helfen sich von dem Stress der durch die vielen unerledigten Dinge in unserem Kopf entsteht frei zu machen. Zum einen muss man nicht mehr an alles denken, wenn es bereits niedergeschrieben ist. Das Aufschreiben ist sozusagen der erste Schritt zur Erledigung der Aufgabe. Zum anderen sehen wir alle Dinge, die wir bereits erledigt haben, weil sie auf der Liste abgehakt oder durchgestrichen sind. Aus diesem Grund sammle ich vor allem in stressigen Phasen gerne meine alten To Do-Listen in einem Ordner. So sieht man schwarz auf weiß was man in letzter Zeit alles geschafft hat. Noch ein Tipp: Multitasking macht alles noch viel schlimmer. Wenn wir mehrere Aufgaben gleichzeitig angehen öffnen wir mehrere mentale Schubladen und fühlen uns gleich noch gestresster. Also gerade in Phasen mit starker Arbeitsbelastung lieber eine Aufgabe nach der anderen abarbeiten.

 

Literatur

Syrek, C. J., Weigelt, O., Peifer, C. & Antoni, C. H. (2017). Zeigarnik’s sleepless nights: How unfinished tasks at the end of the week impair employee sleep on the weekend through rumination. Journal of Occpuational Health Psychology. 22, 225-238.

 

Filed Under: Allgemein, Erstaunliche Effekte, Tolle Effekte Tagged With: Erinnern, Forschung, Gedächtnis, Produktivität, Psychologie, Schlaf, To Do, Vergessen, Zeitmanagement

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Mein Name ist Constanze und ich bin promovierte Psychologin. Ich mag gute Theorien und wissenschaftliche Erkenntnisse, die einem helfen das Leben besser zu verstehen.

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